Pistole auf die Brust

Kölner Rennverein setzt weiter auf Teilbebauung der Rennbahn und verlangt rasche Zustimmung durch den Rat

KÖLN taz ■ Die Fronten im Konflikt um die Teilbebauung der Weidenpescher Rennbahn bleiben verhärtet. Der Kölner Rennverein sieht in seinem Businessplan, den er gestern bei einem Treffen mit Parteienvertretern vorlegte, nach wie vor als einzige Lösung seiner Finanzmisere die Bebauung eines Teils des unter Landschaftsschutz stehenden Geländes. Mit dem Verkauf des Grundstücks will der Rennverein jetzt insgesamt 10 Millionen Euro einnehmen. Die noch fehlenden 5 Millionen Euro zur Schuldendeckung und Sanierung der Rennbahngebäude sollen durch Verbesserungen im Rennbetrieb bis 2008 eingespielt werden. Die Bebauungsgegner von der Bürgerinitiative „Grüne Lunge Rennbahn“, die ursprünglich an dem Gespräch teilnehmen sollten, waren vom Verein kurzfristig ausgeladen worden. „Durch die ungeklärte Koalitionsfrage herrscht im Moment wieder Klüngelei“, empörte sich Regina Bechberger vom Vorstand der BI über die Ausladung. Der Rennverein nutze das derzeitige Machtvakuum aus.

„Wir brauchen eine Entscheidung bis Anfang November“, erklärte Claas Kleyboldt, Vorsitzender des Rennvereins gegenüber der taz. Der Verein habe jetzt eine Kompromisslösung vorgelegt, indem mit der Bebauung nur noch 10 statt 15 Millionen Euro erwirtschaftet werden soll. Um zu verhindern, dass das unter Naturschutz stehende Areal im Kölner Norden bei einer Insolvenz dem Land NRW zufällt, könnte man die Satzung ändern. So könnte die Stadt Köln das Gelände als Grünfläche erhalten. Kleyboldt setzt den Politikern jedoch die Pistole auf die Brust: Diese Satzungsänderung durch die Mitglieder käme nur zustande, wenn der Rat der Teilbebauung zustimme. Geschehe das nicht, sei die Politik verantwortlich, wenn der Rennsport in Deutschland durch eine etwaige Insolvenz der Pferderennbahn Schaden nehme.

Am Donnerstag wollen sich die Vertreter der Fraktionen nun zusammensetzen, um eine Lösung zu finden. Während SPD und Grüne eine Bebauung ablehnen, befürworten CDU und FDP die Pläne des Rennvereins. „Die CDU will keine Insolvenz des Rennvereins“, erklärte Lothar Theodor Lemper von der CDU. „Der Rennverein hat seine Hausaufgaben gemacht“, betonte FDP-Chef Ralph Sterck. Jetzt sei die Politik am Zuge. Jörg Frank von den Grünen beurteilt den Businessplan hingegen sehr skeptisch. „Er beantwortet nicht die Frage, ob der Rennverein dadurch wirtschaftlich gesichert ist.“ Thomas Spolert