Hohmann vor Partei- und Fraktionsausschluss

Fraktionsvorstand leitet nach wachsender Kritik Verfahren ein. Eklat um Koch-Auftritt vor Jüdischer Gemeinde

BERLIN dpa/ap/afp ■ Der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann soll nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa aus Partei und Fraktion ausgeschlossen werden. Der Fraktionsvorstand der Union beantragte gestern Abend ein Ausschlussverfahren gegen den umstrittenen Parlamentarier, der seine Partei mit einer antisemitischen Rede unter Druck gebracht hat.

Zuletzt hatten sich auch innerhalb der Union die Stimmen gemehrt, die einen Ausschluss des Parlamentariers forderten. Der Thüringer Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) sagte, wenn Hohmann sich nicht klar von seinen Äußerungen distanziere, müsse über weitere Konsequenzen nachgedacht werden, „sprich: die Partei muss sich von ihm trennen“. Auch der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok sieht für Hohmann in der Union „keinen Platz“.

Bereits am Sonntagabend hatte der hessische Ministerpräsident Roland Koch einen Eklat verursacht, als er sich bei einer Rede in der Frankfurter Synagoge gegen einen Ausschluss Hohmanns wandte. Es sei besser, eine solche Gesinnung „in den eigenen Reihen zu bekämpfen“, sagte Koch. Ein Teil der Zuhörer verließ daraufhin die Gedenkveranstaltung, mit der die Jüdische Gemeinde an die Reichspogromnacht vor 65 Jahren erinnerte. Andere Teilnehmer quittierten die Rede mit Buhrufen. Der Gemeindevorsitzende Salomon Korn sagte, mit Menschen wie Hohmann dürfe man „nicht argumentieren“. RAB

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