Vegesacker stehen zu ihrem Bürgerhaus

Vorstand fordert eine „politische“ Lösung. Das Kulturressort wusste seit 2001 von Zweckentfremdung der Mittel

Bremen taz ■ Mit überwältigender Mehrheit ist der Vorsitzende des Vereins Bürgerhaus Vegesack, Klaus Buschmann, am Dienstagabend in seinem Amt bestätigt worden: Bei etwa 70 Anwesenden gab es nur zwei Gegenstimmen. Auch der sonstige Vorstand wurde im wesentlichen in seinem Amt bestätigt. Das bedeutet: Der Bürgerhaus-Verein steht hinter seinem Vorstand und auch hinter Geschäftsführer Gerd Meyer, der auf Druck der Kulturbehörde sein Amt „ruhen“ lassen muss – bis zu Klärung der erhobenen Vorwürfe.

Das eindeutige Votum unterstreiche, sagt Buschmann, dass die Mitglieder seines Vereins den Geschäftsführer für „unschuldig“ hielten. Auf einer öffentlichen Versammlung ist im Bürgerhaus auch in diesem Sinne über die Vorgänge informiert worden. Volker Heller, der Leiter der Controlling-Gesellschaft „kultur-management bremen“ (kmb), die die Vorwürfe erhoben hatte, war nicht eingeladen. Für Buschmann ist mit dem eindeutigen Votum auch der Wunsch der Vegesacker unterstrichen, dass der Konflikt „politisch“ geklärt werde. Es sei seit Jahren allen Beteiligten bekannt, dass der Etat für das Bürgerhaus nicht ausreiche. Ein Konsolidierungsplan, der auf höhere Einnahmen des Bürgerhauses setze, müsse mit Investitionen in die veraltete Infrastruktur beginnen. Dass das Bürgerhaus die aufgelaufenen Defizite nicht erwirtschaften kann, ist dabei klar – in der Bilanz 2002 standen ungedeckte aufgelaufene „sonstige Verbindlichkeiten“ von 134.9000 Euro.

Die Controller von der Kulturbehörde und der kmb sehen die Sache naturgemäß anders. Seit dem Jahre 2000 gebe es Gespräche und Sanierungspläne mit dem Bürgerhaus. Damals lag der aufgelaufene Schuldenstand erst bei 150.000 Mark. Geschäftsführer Meyer habe zusätzliche Mittel in Höhe von 200.000 Euro, die das Bürgerhaus über die Jahre bekommen habe, aber nicht zur Sanierung benutzt, sondern fleißig weiter Schulden gemacht: Die Verbindlichkeiten wuchsen in den Jahresabschlüssen von 94.800 Euro im Jahr 1999 auf 107.900 Euro 2001 und eben 134.900 Euro 2002. Dass es die Mittel des Justizressorts aus dem Täter-Opfer-Ausgleich (TOA) sind, die das Bürgerhaus zur Deckung der Liquiditätslücken verwendet, sei den Controllern der kmb seit dem Herbst 2001 bekannt, räumte Heller ein. Offenbar hat die Kulturbehörde einige Jahre gewartet und der weiteren Verschuldung des Bürgerhauses zugesehen, bevor sie die Notbremse zog und in diesem Sommer klarstellte, dass neue Mittel nur bewilligt würden, wenn es eine neue „geordnete Geschäftsführung“ gebe. Der Notar und Interims-Geschäftsführer Axel Adamietz soll dies bis zum Jahreswechsel vorbereiten. kawe