WOCHENÜBERSICHT: KUNST
: Pamela Jahn schaut sich in den Galerien von Berlin um

Bruce Nauman: „Theater der Erfahrung“, bis 18. 1. 04, tgl. 11–20, Do bis 22 Uhr, Deutsche Guggenheim, Unter den Linden 13

Umpf … umpf … umpf, schlägt es einem entgegen, wenn man in diesen Tagen das Deutsche Guggenheim betritt. Auch beim Ticketkauf bleibt er hartnäckig im Hintergrund, dieser dumpfe Ton, hervorgerufen durch das Aufprallgeräusch eines schlacksigen jungen Mannes, der sich gegen die Ecke eines Raumes fallen lässt und elegant wie ein Stehaufmännchen immer wieder abfängt und zurückfedert. Der Körper gehört Bruce Nauman. Die einstündige Videoarbeit „Bouncing in the Corner“ von 1968 leitet die erste Berliner Einzelschau ein, die mit zwölf Videoschleifen, Installationen, Neonfiguren und Skulpturen aus den Jahren 1966–1990 theatralische Aspekte in Naumans Frühwerk untersucht. Schade nur, dass seine überwältigenden Versuchsanordnungen hier eher zu Spielzimmerarrangements umfunktioniert wirken. Da wundert es dann auch nicht, wenn sich ein Pärchen am Ende des beklemmenden Holzverschlags der „Corridor Installation with Mirror“ nicht zum Nauman’schen „Schlag ins Genick“, sondern lieber zum Kuss vor dem Spiegel trifft. Nauman versöhnlich, das geht nun wirklich nicht.

Wie publikumswirksam die Arbeiten des amerikanischen Künstlers heute jedoch sind, muss die Galerienrundgängerin einsehen, die am Wochenende nicht nur die hiesigen Kunsträume durchstreifte. In London nämlich zeigte das Institute of Contemporary Arts bis zum vergangenen Sonntag ebenfalls Nauman-Videos – allen voran seine Schmink-Studie „Art Make-Up“, in der sich Nauman in langsamen Schritten bis zum Bauchnabel zunächst weiß, dann violett, dann grün und schließlich schwarz schminkt. Installationstechnisch geht der Punkt in diesem Fall jedoch an die Guggenheim-Filiale: Die Arbeit erscheint hier umso eindringlicher, weil sie zeitgleich von vier sich gegenüberliegenden Leinwänden projiziert wird.