Es ist nie zu spät für Puschkin

„Onegin“ von John Cranko in der Staatsoper

„Onegin“ von John Cranko, Musik: Peter Tschaikowsky, Staatsoper Unter den Linden, Mittwoch, 12. November, 19.30 Uhr (Weitere Aufführungen: 14./22./27. und 29. November

Manchmal erkennt man zu spät, wo die größte Liebe des Lebens sich angeboten hat: Das ist die traurige Geschichte des gelangweilten Aristokraten Eugen Onegin, der alles falsch macht, was wichtig ist. Auf einen Versroman von Puschkin geht die Geschichte um Bälle und Duelle, Eitelkeit und Eifersucht zurück, Stoff für Filme, Oper und Ballett.

Manchmal dauert es lange, bis Wünsche in Erfüllung gehen. Vor dreißig Jahren, als man mich zu Weihnachten noch mit Spitzenschuhen und Ballettkalender erfreuen konnte, hätte ich alles für eine Premiere von John Cranko, dem berühmten Choreographen aus Stuttgart gegeben. Jetzt zeigt die Staatsoper Unter den Linden seinen „Onegin“, der inzwischen zu einem modernen Klassiker unter den Handlungsballetten geworden ist. Oliver Matz und Wladimir Malachov tanzen die beiden Freunde Onegin und Lensky, die zu tödlichen Konkurrenten werden: Hier sind sentimentale Romantik und stolze Selbstverblendung so sehr auf den Punkt gebracht, dass Ballettgeste und Gefühl aufs Innigste verschmelzen. Von Akt zu Akt wird die Sache spannender. Anders als für Onegin gilt für den Ballettbesucher: Es ist nie zu spät, einer alten Liebe seine Aufwartung zu machen. KBM