unterm strich
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Das ziehe dem Publikum schlicht die Schuhe aus – mit dieser durchaus positiv gemeinten sowie literaturkritisch wertvollen Formulierung kommentierten die netten Kollegen von der FAZ gestern den diesjährigen Open-Mike-Wettbewerb in Berlin. Auch die folgende Meldung wird sie freuen: Der Kreis Junger Thomas-Mann-Forscher erhält nämlich den Hartmut-Vogel-Preis. Die jungen Wissenschaftler von mehreren Universitäten treffen sich seit 1997, um sich über laufende Forschungsprojekte über das Werk von Thomas Mann (1875–1955) auszutauschen. Die Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften vergibt den Preis seit 1993 an literarische Initiativen, „die in ihrer Art von besonderem Gewicht für das kulturelle Leben in Deutschland sind“. Ob die Frankfurter Thomas-Mann-Verehrer nun auch noch allesamt von den Socken sind?

Der Film „Dschenin, Dschenin“ des israelisch-arabischen Filmemachers Mohammed Bakri darf nun doch in Israel gezeigt werden. Israels höchstes Gericht hob gestern ein Verbot der israelischen Filmkammer auf, die den Film im vergangenen Jahr aus den Kinos des Landes verbannt hatte. Die Richter entschieden einstimmig, dass das Verbot die Meinungsfreiheit über Gebühr einschränken würde. Bakri hatte den Film nach schweren Kämpfen im Flüchtlingslager der Stadt Dschenin im Norden des Westjordanlands gedreht, bei denen im April 2002 das innere Zentrum des Lagers zerstört und mehr als 50 Palästinenser sowie 23 israelische Soldaten getötet worden waren. Palästinensische Medien und Politiker hatten die tagelangen, schweren Kämpfe lange Zeit als „Massaker“ bezeichnet; unabhängige Beobachter haben dieser palästinensischen Darstellung widersprochen. Die israelische Seite behauptete, der Regisseur erwecke mit seinem Film den Eindruck, als ob israelische Soldaten während der Kämpfe systematisch Kriegsverbrechen begangen hätten.

Wirbel um ein Filmplakat im Hamburger Hafen: Die Hamburger Werft Blohm + Voss hatte es am vergangenen Dienstag am Schwimmdock 10 gegenüber den Landungsbrücken angebracht, ohne die dafür notwendigen Genehmigungen einzuholen. Nach Verhandlungen hatten sich die Werft und die Baubehörde am Freitag geeinigt, das Plakat abzuhängen. Wie die Behörde betonte, gab es keine rechtliche Möglichkeit, Werbung an dieser charakteristischen Stadtansicht Hamburgs zu erlauben. Na ja, und nun denkt der Filmkonzern 20th Century Fox beleidigt darüber nach, die Deutschlandpremiere für „Master and Commander“ mit Russell Crowe in der Hauptrolle nach Berlin zu verlegen. Vom Titel her passt er ja sowieso besser in die Hauptstadt.