Flüchtlinge in Angst

Ein Asylbewerber in Frankfurt (Oder) gilt als gewalttätig und wohl nicht schuldfähig. Doch es findet sich keine Einrichtung, wo er behandelt werden kann

Unter Asylbewerbern in Frankfurt (Oder) herrscht Angst. Der Grund: Ein irakischer Mitbewohner im Asylbewerberheim An den Seefichten gilt als gewalttätig und ist dem Vernehmen nach psychisch krank. Anfang März habe der Mann einen kamerunischen Mitbewohner und den Wachmann des Heimes mit einem Messer bedroht und sich mit den beiden Männern als Geiseln über Stunden in einem Zimmer verbarrikadiert, berichtet der Ausländerbeauftragte der Stadt, Michel Garand. Die Polizei musste mit einem Sondereinsatzkommando anrücken.

Da aufgrund der angenommenen psychischen Erkrankung des Irakers seine Schuldfähigkeit nicht geklärt ist, konnte er nach der Messerattacke nicht länger als eine Nacht in Haft genommen werden. Am Morgen war er wieder im Heim. Ein Strafverfahren, in dessen Rahmen die Schuldfähigkeit geklärt werden muss, läuft. Mehrere Mitbewohner schilderten in einem offenen Brief an die Stadtverordnetenversammlung ihre Angst, sich in dem Heim zu bewegen.

Die Stadt bot bisher nur eine halbherzige Lösung an: Der mit dem Messer bedrohte Kameruner konnte innerhalb des Asylbewerberheimes in die benachbarte Baracke ziehen. Der Ausländerbeauftragte Michel Garand sagt: „Der Iraker wäre bereit, sich psychotherapeutisch behandeln zu lassen. Es gibt aber bisher keine Möglichkeit dazu.“ Eine medizinische Einrichtung in Fürstenwalde habe ihn aufnehmen wollen, sich nach Prüfung der Akte aber anders entschieden. Der Grund laut Garand: Der Mann sei zu gefährlich.

Für Mohamed Hamdali, den stellvertretenden Integrationsbeauftragten des Landes Brandenburg, ist der Fall klar: „Der Iraker hat einen Anspruch auf eine psychotherapeutische Behandlung und die Stadt muss die Kosten übernehmen.“ Sozialamtsleiter Dirk Sander, dessen Amt die Kosten für die Behandlung tragen müsste, will sich aus Datenschutzgründen nicht zu dem Fall äußern. MARINA MAI