Eine schöne Utopie

Studierende könnten Unigebühren selbst am besten einsetzen – aber die Politik raubt ihnen zusehends Rechte

Wenn man über Studiengebühren diskutiert, sollte man sich vorher über einen Punkt einig werden: Will man die langsamen Klischeestudenten loswerden oder sollen den Unis in Zukunft dringend benötigte Tutorien und zusätzliche Dozenten fürs überfüllte Pflichtprogramm finanziert werden? Im ersten Fall gibt es wirksamere Mittel. Einige ostdeutsche Unis schmeißen die Trödler nach einer bestimmten Semesterzahl einfach raus. Das wirkt – auch ohne Geld.

Will man jedoch die gekürzten Uni-Etats aufbessern, dann ist das Wittener Modell sinnvoll und fair. Die Studenten sind etwa viel stärker an einer verbesserten Lehre interessiert als an einem weiteren Forschungsprojekt für den ohnehin schon prominenten Professor. Sie selbst können die Gelder an die ihnen wichtigen Stellen lenken und die Gebühren sozial gestalten, denn sie haben einen direkteren Blick auf die so genannten Härtefälle.

Heißt das alles, dass endlich heile Welt an der Uni herrschen würde? Nein. Bei genauem Hinsehen entpuppt sich die studentische Finanzverwaltung schnell als Utopie. Denn die Politik der studentischen Selbstverwaltung läuft derzeit doch in eine ganz andere Richtung. Sowohl von CDU-nahen Hochschulgruppen als auch von der Politik wird eine Entmachtung der Studentenvertretungen angestrebt. Angesichts der Bankrotterklärungen einiger Selbstverwaltungen auf mehr Autonomie bei den Finanzen zu hoffen, ist also illusorisch.

DANIEL STOEVESANDT

taz-Praktikant, Student der Uni Gießen