Merkel darf Schavan höchstens heimlich unterstützen

Eine Vertraute im Amt einer Ministerpräsidentin käme der CDU-Chefin sehr gelegen. Nur sagen darf sie das nicht. Denn wenn Schavan verliert, verliert auch Merkel

BERLIN taz ■ Ohrfeigen, Rücktritte und jetzt ein Duell Mann gegen Frau – auch die Unionspolitiker in Berlin bewegt nichts so sehr wie der spektakuläre Machtkampf in der baden-württembergischen CDU. Doch die meisten halten sich an das Gesetz: In die Angelegenheiten von Landesverbänden haben sich Außenstehende nicht einzumischen.

Schon aus diesem Grund verhält sich auch Angela Merkel offiziell völlig neutral. Das Einzige, was die Parteichefin bisher zu dem Thema sagte, war: Sie sei sicher, dass die Nachfolge so geregelt werde, dass die CDU weiter erfolgreich in dem Land regieren werde.

Trotzdem ist es kein Geheimnis, wem sie die Daumen drückt. „Für Merkel wäre es natürlich besser, wenn Schavan gewinnt“, sagt einer ihrer Anhänger aus der Bundestagsfraktion. Ein Sieg von Annette Schavan würde einen Bruch der für Merkel bisher kaum kontrollierbaren Südschiene in Bayern-Baden-Württemberg-Hessen bedeuten. Eine ihrer engsten Vertrauten als Ministerpräsidentin wäre die vermutlich größte Stärkung, die für die CDU-Chefin unter den gegebenen Umständen möglich ist.

Gerade weil das so ist, müsse sich Merkel aber „tunlichst zurückhalten“, raten ihre Freunde. Jede auch nur unterschwellige Parteinahme würde Schavan schaden – und wäre für Merkel selbstmörderisch. Die meisten Beobachter in Berlin, auch die Merkel Wohlgesonnenen, rechnen nämlich damit, dass Schavans Gegenspieler Günther Oettinger am Ende das Rennen macht. „Die einzige Möglichkeit, die Sache überhaupt offen zu halten“, sei die Mitgliederbefragung, so ein Merkelianer.

Es war deshalb sicher kein Zufall, dass Merkels Fraktionsgeschäftsführer in Berlin, Volker Kauder, diese Möglichkeit ins Gespräch brachte. Er durfte das: Kauder ist gleichzeitig CDU-Generalsekretär in Baden-Württemberg. Merkel darf das nicht: „Das Wichtigste für sie ist, dass sie am Ende sagen kann, der Gewinner ist auch mein Ministerpräsidenten-Kandidat“, heißt es in Berlin.

Merkel scheint im Zusammenhang mit diesem Machtkampf übrigens einmal nicht ihren politischen Instinkt verloren zu haben: Sie stattete Oettinger erst vor wenigen Wochen einen Besuch ab. Das erleichtert es ihr nun, den Eindruck zu erwecken, mit beiden Bewerbern gleichermaßen gut zusammenarbeiten zu können. Gelänge ihr das nicht, dann wäre eine Niederlage ihrer Mitstreiterin Schavan auch eine Niederlage für die Parteivorsitzende.BETTINA GAUS, LUKAS WALLRAFF