Freie Wahl der Schule

In Bremen wird es sechs neue Gesamtschul- und zwei neue Gymnasial-Standorte geben. Kunde Schüler wird König

Bremen taz ■ „Die alte bremische Stufenschule ist beerdigt.“ Mit diesen Worten fasste der CDU-Bildungspolitiker Claas Rohmeyer gestern den mit der SPD erzielten Kompromiss über die neue Schulstruktur zusammen. SPD-Bildungspolitikerin Ulrike Hövelmann saß daneben und widersprach nicht. Bildungssenator Willi Lemke begründete die Abkehr von der alten sozialdemokratischen Schulpolitik mit dem Argument, die vielen Übergänge bei der horizontalen Schulzentrums-Struktur seien „nicht so gut“. Damit sind 25 Jahre Schulreform der SPD korrigiert – auch die Reform-Idee, Gymnasiasten und Berufsschüler unter ein Dach zu bringen.

Regionale Schuleinzugsgrenzen entfallen, erstmals sollen nun wieder die Schüler weiterführender Schulen frei wählen dürfen, auf welcher Schule sie sich anmelden. Die vor über 20 Jahren eingeführte „Orientierungsstufe“ als Struktur für die 5. und 6. Klasse wird wieder abgeschafft, alle gymnasialen Bildungsgänge sollen wieder – wie früher – mit der 5. Klasse beginnen.

Dieser Passus war gestern noch in das am Montag ausgehandelte Kompromiss-Papier eingefügt worden. Die typische gymnasiale Schulllaufbahn soll nach dem 12. Schuljahr zum Abitur führen – das galt bisher nur für „Schnellläufer“. An jedem zweiten Samstag oder nachmittags sollen die – nach den KMK-Richtlinien zwingend vorgeschriebenen – zusätzlichen Stunden gegeben werden.

An sechs Standorten soll es neue Gesamtschul-Angebote geben (vgl. taz vom 12.11.), drei Grundschulen sollen als Modellschulen sechsjährig werden. Damit dort nicht nach der vierten Klasse die GymnasialschülerInnen abgemeldet werden, fördert die Bildungsbehörde Kooperationen mit Gesamtschulen. In Bremen-Nord, lobte Bildungssenator Willi Lemke, sei zwischen der Grundschule Borchshöhe und der Integrierten Stadtteilschule In den Sandwehen besprochen, dass die Grundschulklasse geschlossen an die neue Schule wechseln kann.

Ein Übergang nach dem 6. Grundschuljahr in eine Schnellläufer-Gymnasial-Klasse dürfte dagegen die Ausnahme sein, ebenso wenig realistisch erscheint es, dass ein Kind, das nach der vierten Klasse nicht für das Gymnasium empfohlen wurde, nach der 6. Klasse in einer Sekundarschule (weitgehend integrierte Haupt- und Realschule) noch den Anschluss an die Schnellläufer desselben Jahrgangs findet. Für Absolventen der Sekundarschule mit gutem Realschulabschluss gilt wie für Gesamtschüler, dass sie in der Regel nur nach 13 Schuljahren Abitur machen können.

Als Schulzentrum neuen Typs soll es in Huckelriede und in Rockwinkel ein großes Schulzentrum der Sekundarstufe I mit einer angegliederten Oberstufe für Gymnasial-Schüler geben. Wegen der anstehenden PCB-Sanierung werden die Schulen Kornstraße und Gottfried-Menken Straße aber erst im Frühjahr 2005 zu dem neuen Standort Huckelriede umziehen. kawe