Jeder kann wischen – oder?

GELSENKIRCHEN taz ■ Trotz hoher Arbeitslosigkeit gibt es jede Menge Jobs mit „Jedermann-Qualifikation“, die nicht besetzt werden können. Dieses scheinbare Paradox am Arbeitsmarkt im Bereich der Gebäudereinigung hat die Arbeitsmarktforscherin Karen Jaehrling vom Gelsenkirchener Institut Arbeit und Technik (IAT) untersucht. Ihr Fazit: Die Gleichsetzung niedrig entlohnter mit niedrig qualifizierter Arbeit ist weit verbreitet, aber vorschnell. Die hohe Anzahl offener Stellen in der Gebäudereinigung zum Beispiel deutet nicht auf Stellenbesetzungsprobleme hin, wie oftmals angenommen, sondern ist in erster Linie auf eine hohe Fluktuation zurückzuführen. Auch bei einfachen Tätigkeiten sind spezifische Kenntnisse erforderlich, die sich nicht „per Crashkurs“ vermitteln lassen. Gleichzeitig stiegen die Leistungsanforderungen an die Reinigungskräfte. „Die steigende Arbeitsbelastung ist für einen Teil der hohen Fluktuation verantwortlich“, so Jaehrling. Die öffentliche Hand ist mitverantwortlich, weil durch die externe Vergabe der Reinigungsleistungen jeweils die billigsten Anbieter den Zuschlag bekommen – egal ob die Leistung bei Bezahlung angemessener Löhne überhaupt möglich ist.