Visionen für die Zukunft in kühlem Ambiente

Die alte Kölner Underground-Galerie „68elf“ hat nach acht Monaten Ausstellungspause im Mediapark neue Räume gefunden. Zur Eröffnung stellt das Galeristen-Ehepaar Helga und Hans-Jürgen Müller sein Projekt „Mariposa“ vor

KÖLN taz ■ Im März dieses Jahres offiziell beerdigt, ist die Fördergalerie „68elf“ wieder auferstanden – schöner und eleganter als je zuvor. Aus den leicht schmuddeligen und verwinkelten Souterrainräumen in der Bismarckstraße wurde ein eleganter, lichtdurchfluteter, gut zehn Meter hoher Ausstellungsraum im Kölner Mediapark.

„Das alte Underground-Konzept hatte sich nach 16 Jahren erledigt“, sagt Marion Wübbold. Ihre Vorstellungen, 68elf „professioneller und zeitgemäßer“ zu betreiben, waren seinerzeit bei den anderen Mitgliedern des verschuldeten Vereins nicht auf Gegenliebe gestoßen. Folge: Der Ausstellungsbetrieb wurde eingestellt, die meisten Gründungsmitglieder zogen sich zurück.

Wübbold aber hatte da schon, wie sie heute zugibt, den neuen Fisch an der Angel. Künstlerkollege Heinz Zolper habe Kontakte zu einem Mediapark-Investor vermittelt, der die neuen Räume zu einem „vernünftigen Preis“ zur Verfügung gestellt habe. „So lange, bis er sie ,richtig‘ vermieten kann“. Mit der vorläufigen Befristung auf ein Jahr könne sie aber gut leben. Besonders reizt sie am neuen Standort, dass sie auch die Nachbarfoyers und -flure mit Kunst bespielen kann.

Die alte 68elf hat sich immer auch als Experimentierbecken und Kunstlabor verstanden. Diese Tradition soll fortgesetzt werden – auf höherer Ebene. So dürfen in der Eröffnungsausstellung die ehemaligen Topgaleristen Helga und Hans-Jürgen Müller ihre „Zukunftswerkstatt Mariposa“ auf Teneriffa in Fotos, Modellen und Informationsmaterialien vorstellen. Das Ehepaar hat sein Vermögen – „mehrere Millionen Mark“ – in den Aufbau eines Zentrums gesteckt, in dem Künstler, Politiker und Wissenschaftler Visionen für die Zukunft der Welt diskutieren und entwickeln sollen. Die Künstler sieht Hans-Jürgen Müller dabei an vorderster Front: „Es kann nicht sein, dass alle nur noch auf den Shareholder-Value gucken und den Menschen vergessen.“

Wie in der Vergangenheit soll auch weiter junge aktuelle Kunst ausgestellt werden. Welchen Einfluss die neue kühle Medien-Businessumgebung auf die Atmosphäre hat, bleibt abzuwarten. Jedenfalls wird jetzt wirtschaftlich gedacht. So musste das Bier zur Vernissage anders als in der Vergangenheit bezahlt werden. Mit kreativen Aktionen während exzessiven Alkoholkonsums ist da eher nicht zu rechnen. Jürgen Schön

„Zukunftswerkstatt Mariposa“: Galerie 68elf, Im Mediapark 4e, Köln, bis 28.12., Di-Fr 14-18 Uhr, Sa 12-16 Uhr