gottschalk sagt
: Ein Kalif ist nicht vermittelbar

CHRISTIAN GOTTSCHALK: Die Kolumne am Donnerstag

Metin Kaplan, abgeschobener Kalif von Köln, soll noch Sozialhilfe zurückzahlen, die er vor Jahren erhalten hat. Bei einer Durchsuchung gefundene zwei Millionen Mark in bar unter der Schmutzwäsche ließen damals erhebliche Zweifel an seiner Bedürftigkeit zu. Doch wie kam er überhaupt in die Sozialhilfe? Zunächst hatte Kaplan es beim Arbeitsamt versucht:

Arbeitsvermittler: „Ist Kaplan jetzt der Familienname oder der Beruf?“ Kaplan: „Familienname.“ A.: „Und welchen Beruf haben sie zuletzt ausgeübt?“ K.: „Kalif.“ A.: „Mmmmh, Kanalreiniger, Karnevalsfachhandelsangestellter, Kardinal... Kalif hammer nich'. Wissen sie zufällig ihre Berufsgruppennummer?“ K.: „Nein.“ A.: „Was ist denn das in etwa für eine Branche?“ K.: „Religionsführer.“ A.: „Ja, also, einen Führungsposten werde ich Ihnen nicht unbedingt anbieten können, da müssen sie schon Abstriche machen. Wie wäre es mit einer Umschulung zum 'Mediengestalter Bild und Ton'? Da finden wir bestimmt einen Job für Sie.“ K.: „Ist kein Job: Berufung.“ A.: „Herr Kaplan, ich schicke Sie jetzt erst mal zum Bewerbungstraining, und dann sehen wir weiter.“

So wurde Metin Kaplan in die Schwarzarbeit gedrängt. Natürlich ging er nicht zum Bewerbungstraining, weil ihm seine Arbeit als Kalif keine Zeit dazu ließ. Seine Leistungen wurden gesperrt. Also ging er zum Sozialamt, schon wegen der Krankenversicherung. Denn damals gab es noch keine Ich-AGs.

Mit dem Konzept „Gründung eines Kalifstaates“ hätte Metin Kaplan gute Chancen gehabt, denn eigentlich ist dem Arbeitsamt (ich nenne diese Institution weiter Arbeitsamt, mit Absicht) ziemlich egal, was man vorhat. Erfolgversprechender als „Rasierklingentaxi“, „Liebesgedichteschnellschreiber“ oder „Irgendwas mit Internet“ ist die Idee auf jeden Fall, und um eine Zielgruppe ist der Islamist ja auch nie verlegen. Und wie man sieht, erlaubt einem dieses Geschäft in der Tat, erhebliche Summen Bargeld beiseite zu legen. Achtung Zwangswitz: Mit Religion lässt sich halt ein Heidengeld verdienen.

Jetzt sitzt Kaplan in der Türkei im Gefängnis. Er hat Schulden beim Sozi und ist vorbestraft. Für seine berufliche Zukunft sehe ich ehrlich gesagt schwarz. Vielleicht wäre 'Mediengestalter Bild und Ton' doch nicht so übel gewesen.