Die Fee und die Wunschkunst

Im Künstlerhaus Bremen zeigt die palästinensische Künstlerin Emily Jacir ihre konzeptionelle Arbeit „Woher wir kommen“

Einmal wieder – ins Heimatland. Einmal einfach so durch Palästina reisen. Einmal Jerusalem sehen oder die Mutter besuchen. Warum eigentlich nicht? Weil zumindest die Palästinenser diesseits des 40. Geburtstages – und wohnhaft im Westjordanland oder dem Gaza-Streifen – bestenfalls ein Tagesvisum zum Grenzübertritt nach Israel erhalten: gültig bis zur Dämmerung. Die politisch angespannte Lage und der internationale Status als staatenloser Flüchtling lassen die Palästinenser zu Ausgesperrten im eigenen Land werden. Sehnsuchtsbilder, Hoffnungswünsche, Träume ihrer Landsleute hat Emily Jacir gesammelt und Botengänge für sie erledigt. Ausgestattet mit einem US-Pass kann sie sich recht frei beiderseits der Grenze bewegen. Die dabei gewonnen Eindrücke zeigt das Künstlerhaus Bremen ab morgen in Jacirs erster Einzelausstellung in Deutschland: „Woher wir kommen“.

Jacir kommt aus Bethlehem, wo sie 1970 geboren wurde. Heute lebt sie in New York und Ramallah. Ihren dortigen Freunden hat sie mit ihrer Grenzgängerei jeweils einen Wunsch erfüllt.

In Omaymas Heimatdorf trank Jacir ein Glas Wasser, für Iyad goss sie ein solches an den Baum vor seinem Geburtshaus. Munir wollte Blumen auf dem Grab seiner Mutter. Während er dieses nicht besuchen darf, ist gleich nebenan die Grabstelle Oskar Schindlers ein Tourismusmagnet. Emily besorgte Arak-Schnaps, blickte an Zinas statt vom Berg Carmel auf Haifa.

Deutlich wird die Absurdität der Abschottung bei Mahmoud. Er lebt in in einem Gebiet unter israelischer Kontrolle, kann daher nur einen israelischen Telefondienst benutzen, die Rechnungen aber nicht bezahlen, da dies nur in einem israelischen Postamt erlaubt ist, das es nur jenseits der Grenze gibt, die er nicht überschreiten darf.

Als Beweis für die Wunscherledigungen bringt Jacir Fotos mit zurück: angenehm unprätentiöse Schnappschüsse. Diese hängen jetzt neben den Wünschen.

Eine schlichte künstlerische Arbeit, die in ihrer Bescheidenheit beeindruckt und sehr unmittelbar von den Lebensbedingungen in den palästinensischen Gebieten Palästinas erzählt. „Das Fundamentale im Leben sind die kleinen Dinge“, erläutert Kuratorin Susanne Pfeffer. Der Mikrokosmos des Privaten wird zum Spiegelbild des Politischen. Dieses häufig behauptete Konzept – hier wird es Ereignis. fis

bis 28.11.; Vernissage: 29.10., 19.30 Uhr, Künstlerhaus, Am Deich 68/69