Entlastet vom Risiko?

In Bremen-Nord sollen die Kultureinrichtungen Kito, Kuba und Bürgerhaus Vegesack unter dem Dach einer stadteigenen „Kultur-Service-GmbH“ zusammenarbeiten

Carmen Emigholz, kulturpolitische Sprecherin der SPD: „Ich kann die Vision für Bremen-Nord nicht erkennen. Momentan ist das erst Stückwerk“

Bremen taz ■ Die Zeichen für die Kultureinrichtungen in Bremen-Nord stehen auf „Kultur-Service GmbH“: Kito, Kuba und Bürgerhaus Vegesack sollen unter dem Dach einer stadteigenen GmbH gemeinsame Sache machen. Zuständig soll diese GmbH sein für „Ressourcenmanagement und Wirtschaftliche Kompetenz“, wie es in einem Papier der Kulturmanagement Bremen GmbH (kmb) heißt.

Etwas konkreter wird da die Deputationsvorlage, die die Kulturdeputation gestern beraten hat: Haus- und Veranstaltungstechnik, Raummanagement, Kartenvorverkauf sowie Gastronomiemanagement soll die neue GmbH übernehmen. Eigenständig agieren sollen Kito, Kulturbahnhof (Kuba) und Bürgerhaus allerdings in Fragen der Programmgestaltung: Die Einrichtungen sollen sich auf ihre „Kernkompetenz der Programmatik“ konzentrieren können. Man wolle sie mit der GmbH „vom risikoreichen Ressourcenmanagement entlasten“, heißt es in einer Pressemitteilung von Kultursenator Peter Gloystein (CDU).

Klingt erstmal gut – verabschiedet hat die Kulturdeputation die Vorlage trotzdem nicht, sondern den Beschluss verschoben auf die nächste Sitzung. „Alle Fraktionen haben noch internen Beratungsbedarf“, so Deputationssprecherin Carmen Emigholz (SPD).

Problematisch beispielsweise: „Das Papier sieht in seiner Konkretion eine Kürzung von 6,5 Stellen vor.“ Außerdem, so Emigholz weiter, seien die Kompetenzen der neu zu gründenen GmbH „noch nicht ausgewogen.“ Auch die grundlegende Bedeutung des Konzepts für die Region sei noch einmal zu überdenken. Emigholz: „Ich kann die Vision für Bremen-Nord nicht erkennen. Momentan ist das erst Stückwerk.“

Geredet werden müsse nun erstmal mit den Einrichtungen vor Ort. In der Tat wissen die bislang nur von Überlegungen in Richtung GmbH. „Das ist bisher nur ein Denkspiel“, sagt Projektleiter Gerd Meyer vom Bürgerhaus Vegesack. „Es gab keinerlei konkrete Diskussion.“ Es spreche nichts gegen eine solche GmbH, „wenn es um zusätzliche Leistungen geht. Aber wenn man das Bürgerhaus melken möchte, wird‘s hier bei der Belegschaft sehr ungute Stimmung geben.“

Hermann Krauß, Ehrenvorsitzender des Kito-Trägervereins Altes Packhaus e.V., sagt: „Entscheidend bei der Gründung einer solchen GmbH ist nicht die Frage des ‚ob‘, sondern die Frage des ‚wie‘“. Solange noch nichts Konkretes auf dem Tisch liegt, sieht er wie Meyer vom Bürgerhaus „den Verhandlungen mit Gelassenheit entgegen“. Axel Adamietz, Not-Vorstand im derzeit völlig daniederliegenden Kuba, war für eine Stellungnahme gestern nicht zu erreichen.

Finanziert werden soll die „Kultur Service-GmbH“ übrigens mit Mitteln aus dem Kulturinvestitionsfonds: 175.000 Euro veranschlagt Kultursenator Gloystein, Geld, das mit „dem zu erreichenden Umbaueffekt zu begründen ist“. Gloystein sieht‘s als „Aufbruchsignal für einen Neuanfang in Bremen-Nord“.

kli / Siehe auch Seite 22