Neue Filme
: Diese Woche neu im Kino

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Die Reise des jungen Che

USA/D/GB 2004, Regie: Walter Salles. 126 Min.

Walter Salles’ Che-Guevara-Film befindet sich in einer delikaten Ausgangsposition: Jedes Bild in „Die Reise des jungen Che“ wird überstrahlt von Albert Kordas ikonischem Che-Porträt. Ein Vorzustand der Unschuld, wie Salles ihn heraufbeschwört, ist im Grunde nur durch einen konsequenten Bruch mit der Biografie des späten Che möglich. Die Geschichte des Medizinstudenten Ernesto Guevara unvoreingenommen zu erzählen, bedeutet automatisch, den Mythos des Freiheitskämpfers Che fortzuschreiben. Dabei folgt der Film durchaus einer chronologischen Logik. Wo „Die Reise des jungen Che“ die Leerstellen einer politischen Geschichte nicht zu füllen vermag, gelingt Salles jedoch die überzeugende Schilderung einer politischen Begriffsbildung. Unscharf und unbewusst ist dieser Begriff zunächst, bis er am Ende einer beschwerlichen Reise artikulierbar geworden ist: „unser Amerika“. Salles entwickelt die langsame Politisierung Che Guevaras aus den Verwerfungen der Landschaft, ihren Bewohnern und stilisierten Stillleben, die an amerikanische Folk-Fotografien aus den 40er-Jahren erinnern.