Wochenübersicht: Konzert: Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Okay, Berlin, du bist so wunderbar … kann man ja mal sagen, und damit soll es für diese Woche auch reichen. Beim Rest der 60 Zeilen hier bleibt aber alles Hauptstädtische ausgespart. Nichts von der hiesigen Musik. Nur Verweise auf Sachen, die von jenseits der Wasser kommen. Musikalischen Antiamerikanismus jedenfalls kann man Puschen, der seit zwei Jahren in der Stadt ansässigen Konzertagentur, nicht vorwerfen; mit einer herzlich weit gefassten Begeisterung für Indierock (den man jetzt bitte sehr nicht borniert an karierten Gitarren und Neil-Young-Schwitzflecken festbinden sollte) konnte sie schon etliche prächtige Bands hier platzieren. Wie einen Querschnitt durch das Agenturprogramm darf man das erste Puschen-Fest am heutigen Freitag im Magnet Club hören, mit sechs Programmpunkten auf der Bühne, einmal Australien, einmal England und der Rest aus den USA, was kreuz und quer vom Einfach-mal-nur-schöner-Pop mit den Long Winters über den zickig-charmanten Postpunk von Enon bis zum runtergestrippten Singing/Songwriting von Scout Niblett führt, der manchmal schon ein Schlagzeug zum Gesang reicht. Solche Beschränkung sorgt allemal dafür, dass es nicht zu gefühlsduselig werden kann (ohne am Gefühl zu sparen, allerdings) – doch manchmal will man auch den Plüsch, etwas gegen den gefühlten Winter, den musikalischen Glühwein, was einem am Montag die Entscheidungsnot beschert. Die Alten zuerst: Procul Harum im Columbia Fritz, die doch mehr als nur „A Whiter Shade of Pale“ gemacht haben, nämlich jetzt eine neue Platte, „The Well’s on Fire“, Klavierstunde und der alte Kantor Blues, natürlich wieder mit so einer Orgelandacht, die hier „Weisselklenzenacht“ heißt. Etwas moderner geformte Erhabenheit gibt’s im Maria mit Elbow. Trotzdem Plüsch. Der Schwurbel für die Radiohead-Fans unter uns.
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