Herablassender Ton

betr.: „Auf dem Ramsch-Transit“, taz vom 7. 11. 03

Was ich an der taz habe, hat mir die Ausgabe der feindlichen Übernahme gezeigt, wo eure Gegner wirklich mau aussahen. Ich schätze besonders längere Reportagen und Hintergrundberichte, da ich sowieso die taz ein bis zwei Tage später bekomme. So begann ich auch interessiert Michael Bartschs Reportage zu lesen.

Schon bald hat mich der herablassende Ton gestört. So wird mehrmals betont, dass die meisten Müllexporteure ja nicht Tschechen seien, sondern Roma (aber wohl doch tschechische Staatsbürger?). Dann werden deutsche „Fachidioten“ erwähnt, die nix mehr reparieren können (zu faul, zu hohe Löhne, Hartz-Knebel noch nicht angekommen?). Später tauchen „mitreisende, aber wenig mitreißende Frauen“ auf – haha, müder sexistischer Kalauer. Eigenständig handeln tun sie auch nicht – sie reisen halt mit. Vielleicht arbeiten die tschechischen Frauen nicht freiwillig, aber das wäre dann Zwangsprostitution. Und schließlich: der „Plunder“ in Tschechien hat Absatzprobleme. Plunder für Michael Bartsch, aber für KäuferInnen vielleicht doch eine günstige Gelegenheit? Ich bekomme den Eindruck, dass Bartsch die HeldInnen seiner Reportage gar nicht mag. Vielleicht erklärt das auch, warum diese dann keine Auskunft mehr geben wollen über die weitere Verwertung. Schade. […] GESINE FUCHS, Basal, Schweiz

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