Mädchen in Gefahr

Die Kassenärztliche Vereinigung wirbt für die umstrittene HPV-Impfung mit hohen „Durchimpfungszahlen“

Als Veröffentlichung zu einem „merkwürdigen Zeitpunkt“ bezeichnet die Bremer Landesfrauenbeauftragte und Gesundheitsexpertin Ulrike Hauffe die jüngste Meldung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bremen zur HPV-Impfung. Die Hälfte aller Bremer Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren, so teilte vergangene Woche die KV mit, hätte sich gegen das Humane Papillom Virus (HPV) impfen lassen und würde sich damit wirksam gegen Gebärmutterhalskrebs schützen.

„Solche Zahlen werden über Masern- oder Diphtherieimpfungen nicht veröffentlicht“, wundert sich Hauffe, die zu den KritikerInnen der Impfung zählt. Sie verweist darauf, dass gerade erst der gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten und Krankenkassen die Ständige Impfkommission (Stiko) aufgefordert hat, den Nutzen der Impfung zu überprüfen. Kurz zuvor, im November 2008, hatten 13 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen mit einer Stellungnahme Aufsehen erregt. Darin kritisieren sie die Stiko dafür, dass sie die Impfung empfohlen hatte, obwohl deren Nebenwirkungen und Nutzen noch nicht ausreichend erforscht sind. Zu den UnterzeichnerInnen gehören auch zwei Bremer ProfessorInnen sowie eine Bremer Gynäkologin und Gesundheitswissenschaftlerin an der Universität.

Aufgegriffen werden die offenen Fragen zur HPV-Impfung auch in der so genannten „Bremer Erklärung“, einer von den Bremer Ärzteverbänden, der Frauenbeauftragten, den Gesundheitsämtern und der Gesundheitssenatorin getragenen und damit bundesweit einzigartigen Stellungnahme. Darin wird unter anderem auf die Möglichkeit hingewiesen, dass HPV-Typen, gegen die die jetzt verfügbare Impfung unwirksam ist, vermehrt auftreten und Gebärmutterhalskrebs auslösen können. Außerdem wird klargestellt, dass noch keine Erkenntnisse darüber vorliegen, in welchem Ausmaß der Krebs langfristig verhindert werden kann.

In der jetzt veröffentlichten Mitteilung der KV sprechen sich dennoch die Vorsitzenden des Bremer Verbands der Frauenärzte und des Verbands der Kinderärzte für die „Impfung vor dem ersten Mal“ aus, wie die KV titelte. „Die hohe Durchimpfungs-Rate freut uns“, so der KV-Vorsitzende Till Spiro. Sie bedeute aber: „Jedes zweite Bremer Mädchen setzt sich noch immer den Gefahren einer Infektion durch die humanen Papillomaviren aus“.

Nach Beobachtungen der Frauenbeauftragten Hauffe ist die Impfung für Mädchen zu einem „Initiationsritus“ geworden, der sie zur Frau mache. eib