Schock für die Karmänner

Der Osnabrücker Autobauer Karmann meldet Insolvenz an. Damit sind Vereinbarungen über Sozialplan und Transfergesellschaft hinfällig. Gewerkschaft macht Eigentümer verantwortlich, die Landesregierung steht in der Kritik

Der Osnabrücker Cabrio-Spezialist Karmann ist durch die schwere Autokrise und Sozialplanverpflichtungen zahlungsunfähig. Am Mittwoch stellte das Unternehmen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht. Nach Angaben der IG Metall und des Betriebsrats sind 3.470 Mitarbeiter betroffen.

Die niedersächsische Landesregierung signalisierte Unterstützung. „Das Land steht mit seinen Instrumenten der Wirtschaftsförderung für Gespräche zur Verfügung“, erklärte Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP). Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sprach von einem „enttäuschenden Tag“ für Karmann und einen „besonders bitteren Tag“ für die vielen hochqualifizierten Beschäftigten. „Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens bietet vielleicht die Chance, zumindest Teile des Unternehmens fortzuführen und Arbeitsplätze zu erhalten.“

Für die IG Metall war die Insolvenz vermeidbar. Das Verhalten der Gesellschafter habe zu dieser Entwicklung geführt. Mit zusätzlichem Kapital der Eigentümer wäre die Zahlungsunfähigkeit vermeidbar gewesen.

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer warf Ministerpräsident Christian Wulff Versäumnisse vor. „Von Wulff hätte man deutlich mehr Einsatz für Karmann erwarten können“, sagte der Professor der Universität Duisburg-Essen. „Wulff sitzt im Aufsichtsrat von Volkswagen“, so Dudenhöffer. „Er hat es aber nicht geschafft, dass VW zum Beispiel eine Kleinserie bei Karmann bauen lässt. Das ist eigentlich schwer verständlich.“

Karmann hatte im vergangenen Jahr einen Umbau des Unternehmens angekündigt. In Zukunft sollte es ein „lupenreines Zulieferunternehmen“ werden und sich im Wesentlichen auf die Produktion von Dachsystemen und auf die Fahrzeugentwicklung konzentrieren. 1.340 Mitarbeitern wurde daher betriebsbedingt gekündigt. In mehrmonatigen Verhandlungen wurde ein Sozialplan vereinbart. Der könne nun nicht mehr finanziert werden, teilte Karmann mit. „Die weltweite Finanzkrise und der dramatische Einbruch der Automobilnachfrage hat die ursprüngliche Planung zunichte gemacht.“

Ziel der Insolvenz sei es, gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter die neu strukturierte Karmann-Unternehmensgruppe in eine gesicherte Zukunft zu führen, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens. Die Geschäftsleitung betonte, Karmann sei im Kern sanierungsfähig und „praktisch frei von Bankkrediten“. DPA