Village Voice
: Parole Rock ’n’ Roll: NMFarner haben auch keine Antwort, die aber in aller Dringlichkeit

NMFarner „Die Stadt“ (Labels/EMI)

Man will ja immer alles in Beziehungen bringen, und ohne Vergleich geht schon mal gar nichts, deswegen der popmusikalische Anschluss aus der Grabbelkiste: aber NMFarner klingen auf ihrem Debütalbum „Die Stadt“ nun wirklich bis ins zerstrubbelte Haar hinein genau wie Motion, eines der Seitenprojekte von den Goldenen Zitronen. Was auch gut so ist, weil das kommt so weniger angestrengt daher als die Zitronen in ihrer aktuellen Phase, aber mit dem gleichen gepressten Sprechgesang und mit der gleichen Dringlichkeit, die unmittelbar wirkt, so dass man die Musik gar nicht als abgefrühstücktes Remake oller Hamburger Schulen hören kann. Mit dem Soul als Haltung und Bewusstsein, während der Punk als das musikalische Mittel dient.

Und derlei Schroffheiten hätte man bei den an der Band Beteiligten gar nicht vermutet, mit Masha Qrella und Norman Nietzsche, die bei Mina eher eine verhuschte, scheu nach innen schauende Musik machen. Dazu als Schlagzeuger Chriegl Farner, der allerdings schon Knarf Rellöm antrieb (den man gleich mit zum vergleichenden Namedroppen nehmen darf), und das macht alles weit mehr Spaß als bei Mia, den Türen oder der Mediengruppe Telekommander, wo die Aggression immer nur als hyperventilierendes Nicht-wissen-was-man-noch-tun-soll wirkt.

Wobei auch NMFarner jetzt gar nicht wirklich eine Lösung haben, aber eben unbehauene Songs als nervös zappelnde Dinger, den ollen Rock ’n’ Roll mit zwischengeschalteten Störgeräuschen. Manchmal muss eben gar nicht mehr passieren an Text wie ein „Was wollen diese Leute hier“, im genervten Stakkato. Was gut die Atmosphäre dieser Platte umreißt, die man jedoch vielleicht besser in der Vinylversion zu sich nimmt. Dann kann man ihr vor dem Umdrehen noch eine Pause gönnen. Damit die Band (und man selbst) wieder zu Atem kommt. THOMAS MAUCH