WAS MACHT EIGENTLICH ... die Kiwi?
: Den eisernen Vorhang überwinden

Heutzutage muss niemand, der hinter hohen Mauern festgehalten wird, mehr komplett auf Südfrüchte verzichten: Im Gefängnis Tegel werden Kiwis an die Gefangenen verteilt, schreibt die Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) als Antwort auf eine Anfrage der CDU-Abgeordneten Cornelia Seibeld. Darin heißt es: „Die Kiwis werden unregelmäßig in einer Größenordnung von 3.600 Stück beschafft und an Gefangene ausgegeben.“ Die CDU-Abgeordnete hatte vermutet, dass die Kiwis zwar wöchentlich eingekauft werden, aber nur alle vier bis fünf Wochen an die Gefangenen verteilt. Der böse Verdacht: Essen die Wärter den Gefangenen die Kiwis weg?

Die Justizsenatorin, die wie alle Senatoren verpflichtet ist, auch die absurdesten Anfragen zu beantworten, konnte diesen Verdacht aus der Welt räumen: „Eine wöchentliche Bestellung von Kiwis findet nicht statt.“

Nachdem das also geklärt ist, könnte die CDU als größte Oppositionspartei sich nun wieder den wirklich wichtigen Fragen zuwenden: Wie oft gibt es Bananen für die Gefangenen? Ist die bevorzugte Bestellung von Kiwis mit dem Antidiskriminierungsgesetz vereinbar? Erhalten Menschen, die jahrzehntelang ohne Südfrüchte hinter der Mauer feststeckten, eine nachträgliche Entschädigung? Plant der Senat etwa eine Lockerung bei der Ausreiseregelung für die Gefangenen? In der Justizvollzugsanstalt will man jedenfalls an dem bewährten Speiseplan festhalten. „Niemand hat die Absicht, eine Mandarine zu bestellen“, erfuhr die taz aus der Gerüchteküche. HEI FOTO: ARCHIV