urdrüs wahre kolumne
: Uniforme Lüsterböcke

Nie nie und niemals nicht will ich behaupten, dass je ein Mjusical in Bremen Konkurs gegangen wäre, denn derlei Aussage zu ahnden, steht die Heilige Inquisition der Gerichte Gewehr bei Fuß und mit dem Paragrafenknebel bereit. So muss man es wohl auch als Zeichen neuer Triumphe von „Jekyl & Hyde“ betrachten, dass auch am neuen Aufführungsort Köln die Kundenzeitung mit dem bemerkenswerten Namen „APO TIP – Angebote und Rätsel aus Ihrer Apotheke“ Eintrittskarten per Kreuzworträtsel verlost, und obendrein unter der Codenummer 10548 über Hotline 01805/1 52 530 Billigtickets zum stolzen Normalpreis von 70 Euro verramscht werden. Das Interesse an derlei Singspielen ist also nach wie vor völlig ungebrochen!

Auf der frühen Jagd nach halbwegs prestigösen Geschenken hört man den Schlawiner im Sonderpostenmarkt mit Raffiness-Visage seiner Begleiterin vor einem Stand mit Billig-Stollen sagen: „Ich nehm gleich drei Stück mit – ich hab doch noch die leeren Knigge-Kartons, da macht das Zeug was her!“

Fünfzig Meter weiter, dort, wo der Kunde das Wort ans Brett pieksen kann, bietet ein Anonymus einen Neujahrsgruß mit Autogramm von Gamal Abdel Nasser aus dem Jahre 1961 für lütje 650 Euro an – Indiz für eine neue Konjunktur des arabischen Sozialismus, oder auch nur so ein ideologiefreier Leerkarton?

Beim Textil-Discounter Takko gibt es inzwischen nicht nur 25 Prozent „Personalrabatt für alle“ sondern obendrauf noch „Romantik-String in Spitze gratis“. Passt mir nicht, das Teil, und ich nehme daher im Tausch gern warme Socken in Größe 46.

Wie kann sich Polizeichef Eckhard Mordhorst denn nach der Enttarnung des Polizeibüttels im Abschiebegewahrsam als skrupellosen Vergewaltiger so sicher sein, dass sich „solche und ähnliche Vorfälle“ im neuen Abschiebeknast „wegen der Videoüberwachung kaum noch wiederholen können“? Der Korpsgeist ist das eine, die Lust am Schweinkramgucken das andere. Und manchen Lüsterböcken soll‘s ja gerade Spaß machen, wenn dabei noch jemand zuschaut. Haben wir doch wieder am stolzen Blick der Castor-Gardisten beobachten können!

Da muss man also erst das illustrierte „Bremen-Magazin“ lesen, um zu erfahren, dass Szene-Gastronom Ulrick „Mick“ Mickan sich nach den Übersee-Querelen aus der Kneipenwelt verabschiedet hat, um sich künftig wieder seinem erlernten Theologen-Job in der Seelsorge zu widmen. Nun ist der Unterschied in manchen Bereichen von Sprit und Spiritualität ja eh nur graduell, aber ließen sich Micks Talente nicht mit einer intimen Petri-Bar am Dom im Rahmen der Wiedereintritts-Kampagne für verirrte Sumpfhühner und Nachteulen viel besser aktivieren? Recht sicher, dass derlei Unternehmung sich zügig refinanzieren würde, ist sich jedenfalls

Ulrich
„Fürchtegott“ Reineking