Ex-SPD-Politiker unter NS-Verdacht

ROM epd ■ Die Militärstaatsanwaltschaft im italienischen La Spezia will die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen den früheren SPD-Bundestagsabgeordneten Klaus Konrad wegen eines Nazi-Kriegsverbrechens beantragen. Sie macht den früheren Wehrmachtsoffizier Konrad für ein Massaker in San Polo bei Arezzo mitverantwortlich, berichtet der Corriere della Sera. Der jetzt 90-Jährige soll die Erschießung von 61 Zivilisten am 14. Juli 1944 „ohne Not und gerechtfertigtes Motiv“ mit zwei anderen Offizieren angeordnet und ausgeführt haben. Die Wehrmacht reagierte den Staatsanwälten zufolge auf die Geiselnahme deutscher Soldaten durch Partisanen. Nur wenige der Getöteten gehörten aber dem Widerstand an. Konrad wurde danach zum Oberleutnant befördert, bevor er in US-Kriegsgefangenschaft geriet. Zwischen 1969 und 1980 war er SPD-Bundestagsabgeordneter. Auch die Staatsanwaltschaft Ludwigsburg ermittelte 1969 wegen des Massakers von San Polo. Das führte jedoch nie zu einem Verfahren. Erst nach dem Zufallsfund von knapp 700 Akten über NS-Kriegsverbrechen vor zehn Jahren in Rom kam es zu Prozessen.