Sprengstoff auf Abwegen

Irakische Extremisten bekennen sich zu Raub von Sprengstoff aus Waffenlager – mit Hilfe von US-Agenten. Pentagon-Beamter gibt Russland die Schuld für den Schwund

BERLIN ap/afp ■ Eine irakische Extremistengruppe ist nach eigenen Angaben im Besitz des aus einem Waffenlager verschwundenen Sprengstoffs. US-Geheimdienstbeamte hätten bei der Beschaffung des Materials geholfen, erklärten die Al-Islam-Armeebrigaden in einem Video. Der Wahrheitsgehalt der Angaben konnte zunächst nicht überprüft werden. Der Internationalen Atomenergiebehörde zufolge sind aus der früheren Militäranlage al-Kakaa fast 400 Tonnen Sprengstoff verschwunden.

Ein Oberst der US-Infanterie sagte, er könne sich nicht vorstellen, dass eine so große Menge tatsächlich unbeobachtet gestohlen worden sei. Der Vizestaatssekretär im Pentagon, John Shaw, machte russische Spezialkräfte für das Verschwinden des Sprengstoffs verantwortlich. Russland habe kurz vor Beginn des Irakkriegs Militäreinheiten ins Land gebracht, um Beweise für die Zusammenarbeit mit dem Irak zu vernichten, sagte Shaw der Washington Times. Sie hätten das explosive Material „mit großer Wahrscheinlichkeit“ aus dem Waffenlager al-Kaaka herausgeschafft und dann nach Syrien, Libanon und eventuell in den Iran geschickt. Shaw berief sich auf Informanten von zwei europäischen Geheimdiensten über das russische „Verschleierungsmanöver“.

Russland wies jegliche Beteiligung an dem Diebstahl entschieden zurück. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums bezeichnete die Vorwürfe aus dem Pentagon als absurd. Sicher scheint nach Angaben von UN-Waffeninspektoren nur, dass sich der Sprengstoff fünf Tage vor Beginn des Irakkriegs noch in al-Kakaa befand.

Ansar-al-Sunna-Extremisten haben offenbar gestern elf irakische Nationalgardisten ermordet, deren Entführung sie am Vortag gemeldet hatten. Das geht aus einer gestern im Internet veröffentlichten Erklärung hervor. Ansar-al-Sunna soll Verbindungen zu al-Qaida haben.