Springende Schatten

Vermittler nimmt im Airbus-Konflikt vertrauliche Gespräche mit Senat und Neuenfelder Kirche auf. Mediation auch für Ortsumgehung

Kein Verkauf, aber die Möglichkeit eines Flächentauschs wird erwogen

von Sven-Michael Veit

Manchmal sollen Gebete ja Wunder wirken, und einem christdemokratischen Regierungschef kann das nur Recht sein. „Herr, hilf mir, über meinen eigenen Schatten zu springen“, lautet der Rat, den Ole von Beust für die Kirchengemeinde in Neuenfelde parat hat. Wenn diese das beherzige, so Hamburgs Bürgermeister gestern in Norderstedt auf einem Wahlhilfe-Kongress für Schleswig-Holsteins CDU-Spitzenkandidaten Peter Harry Carstensen (Bericht Seite 28), dann sei er optimistisch in Sachen Airbus.

Denn seit gestern versucht ein Mediator zwischen Senat und dem Neuenfelder Kirchenvorstand im Konflikt um die Verlängerung der Airbus-Werkspiste zu vermitteln. Für diesen Weg hatte sich Bischöfin Maria Jepsen eingesetzt, um eine „für alle tragbare Lösung zu suchen“. Nach Angaben der Bild-„Zeitung“ soll der Hamburger Jura-Professor Jörg Berkemann als Friedenstifter bereits erste vertrauliche Gespräche mit den Kontrahenten aufgenommen haben. Eine offizielle Bestätigung der Personalie war gestern nicht zu erhalten.

Auf einen neutralen Vermittler hatte der Bürgermeister bereits am Mittwochabend gesetzt, als er bei einer Bürgerversammlung in Neuenfelde mächtig Gegenwind von den BewohnerInnen des Obstdorfes im Alten Land bekam. Dadurch solle nicht nur versucht werden, den aktuellen Streit im Sinne von Senat und Airbus beizulegen.

„Wichtig“ sei auch, hatte von Beust auf der Veranstaltung erkannt, die „weiteren Probleme“ ernst zu nehmen. Eine Mediation müsse sich auch auf die Planungen für die Ortsumgehung Finkenwerder und die Autobahn A24 nach Stade beziehen. Neuenfelde droht durch diese beiden Trassen nördlich und südlich von der Außenwelt abgeschnitten zu werden.

Die Kirchengemeinde St. Pankratius besitzt ein Grundstück, das für die Verlängerung der Start- und Landebahn im Flugzeugwerk Finkenwerder gebraucht wird. Bislang hat der Kirchenvorstand sich von den Kaufangeboten der Stadt unbeeindruckt gezeigt. Von „Verkaufsverhandlungen“ könne weiterhin keine Rede sein, so Eingeweihte gegenüber der taz. Allerdings wird die Möglichkeit eines Flächentauschs erwogen.

Danach würde die Stadt das so dringend benötigte Areal für die jetzt geplante Erweiterung erhalten und der Kirche dafür ein Grundstück überlassen, das näher an Neuenfelde liegt. Dieses solle eine „Sperre“ sein gegen jeden weiteren Ausbau der Piste, hatte der Senat am Dienstag versprochen. Von der „Notwendigkeit“ der aktuellen Startbahnverlängerung hatte von Beust auch auf der Bürgerversammlung jedoch nicht abrücken wollen. Neben der Kirche verweigern bislang mindestens zwei weitere Eigentümer den Verkauf ihres Grund und Bodens.

Bis Mitte kommender Woche verlangt Airbus vom Senat eine „Bilanz“ als Grundlage für „Planungssicherheit“ und weitere Investitionsentscheidungen. Nicht auszuschließen ist, dass der Bürgermeister zum Rapport zu Konzernchef Noël Forgeard in die Zentrale nach Toulouse düsen wird.