Kultur des Misstrauens
: Abitur ganz im Geheimen

Beim nächsten Abitur wird alles anders. Hamburger SchülerInnen, die im Februar 2005 ihre Reifeprüfung ablegen, werden erstmals in den Fächern Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Latein, Gemeinschaftskunde, Mathematik, Biologie sowie Wirtschaft und Technik nach zentralen Aufgaben geprüft. Doch mit dem Zentralabitur wird auch das Beurteilungsverfahren verändert. Um noch mehr Objektivität zu sichern, werden alle Arbeiten anonymisiert, durch die Stadt transportiert und an einer anderen Schule von einem Zweitkorrektor beurteilt, den der Erstkorrektor nicht kennt.

Die Lehrerkammer lehnt dieses Verfahren ab und spricht von einer „Fiktion der Objektivität“. Weil es nur noch zwei Gutachter und keinen Legitimationszwang der Bewertenden in einem Prüfungsausschuss mehr gibt, sei „eher das Gegenteil“ zu erwarten, heißt es jetzt in einer Stellungnahme. „Es gibt kein Gespräch, keine Auseinandersetzung mehr“, kritisiert die Vorsitzende Katrin Blümel und spricht von einer „Misstrauenskultur“. Da der jetzige Abi-Jahrgang das 1. Semester, ab dem bereits Punkte für die Abinote gezählt werden, im August 2003 unter anderen Voraussetzungen startete, rechnet die Kammer gar mit einer Klagewelle.

„Die Interpretation der Lehrerkammer ist nicht von Rechtskenntnis geprägt“, hält Behördensprecher Alexander Luckow dagegen. Die Abi-Prüfung beginne erst in den letzten Monaten der Schulzeit, von daher gäbe es nicht die beschriebene Klagemöglichkeit.

Mal abwarten. Handreichungen und Beispielaufgaben fürs Zentralabitur sind übrigens auf der Behördenhomepage nachzulesen. Sodass, wer sich langweilt und Ehrgeiz verspürt, einfach mitbüffeln kann. Ohne Note und Objektivität, ganz im Geheimen. KAJ