Hütte vor Verkauf

Bremen soll seinen 30-Prozent-Anteil an den Stahlwerken abgeben. Der Arcelor-Konzern will alleine regieren

Bremen taz ■ Das Land Bremen wird sich vermutlich bald von seinem letzten Gesellschafteranteil an einem Großbetrieb verabschieden: Der Arcelor-Konzern hat unlängst sein Interesse bekundet, auch den Bremer Anteil von 30,33 Prozent zu übernehmen. Gestern wurde verhandelt.

Bremen hatte 1994 die Anteile gekauft, als der Klöckner-Konzern die Bremer Hütte loswerden wollte. Um die Arbeitsplätze zu retten, hatte Bürgermeister Klaus Wedemeier Interessenten gesucht und eine Hilfe des Landes zugesagt. Neben einem Grundstücksgeschäft, das der Hütte 30 Millionen Euro einbrachte, hatte das Land für 80 Millionen Euro ein Drittel der Anteile gekauft.

An Verlusten und Investitionen des laufenden Betriebes wollte sich Bremen aber nicht beteiligen. Der Verkauf der Bremer Anteile war daher immer wieder Thema. Im Jahre 2001 war eine Erlös-Summe von 150 Millionen Euro im Gespräch. Seitdem sind Arbeitsplätze abgebaut worden und der Arcelor-Konzern versucht, über eine Drosselung der Stahlmenge den Weltmarkt-Preis nach oben zu drücken. Auf 6,35 Prozent hat Arcelor bis Ende 2004 ein Optionsrecht zum Preis von 1994, also 17,1 Millionen Euro. Der Verkaufspreis der restlichen 23,98 Prozent ist frei verhandelbar.

Der Betriebsrat der Hütte hatte früher die Bremer Anteile als Standort-Garantie gesehen. Dagegen steht die Chance, dass das Bremer Werk dann im Konzern den anderen Stahlbetrieben, die 100-prozentige Konzerntöchter sind, gleichgestellt wäre. Allerdings hätten die Belegschaftsvertreter gern langfristige Beschäftigungsgarantien. Dem steht das Interesse des Landes entgegen, für die Anteile möglichst viel Geld zu bekommen, mit dem andere Löcher gestopft werden könnten. Die Rettung der Stahlwerke hatte das Land einst mit den Erlösen aus dem Stadtwerke-Verkauf finanziert. kawe