Zehn Jahre Nullrunde beim Lohn

Angebliche Drohung des VW-Vorstands. Betriebsrat: Nein zu Investitionen. Warnstreiks

HANNOVER taz ■ Kaum war die Friedenspflicht zu Ende, legten in der Nacht zum Freitag 4.000 VWler in Hannover, Kassel und Braunschweig die Schraubenschlüssel beiseite. Die ersten Warnstreiks bei Volkswagen seit 14 Jahren sind das Ergebnis der gescheiterten fünften Tarifrunde für die 103.000 Mitarbeiter in sechs westdeutschen Werken.

Von „aberwitzigen Vorstellungen, die nicht auf den Verhandlungstisch, sondern auf den Misthaufen gehören“, sprach der Verhandlungsführer der IG Metall, Hartmut Meine. VW habe gefordert, die Löhne für zehn Jahre einzufrieren. Bislang war nur von zwei Nullrunden und der Aufweichung des Haustarifs bei Neueinstellungen die Rede. Die IG Metall hatte zuletzt eine tarifvertraglich fixierte Jobgarantie, 2,2 Prozent mehr Lohn im ersten und 2,7 Prozent im zweiten Jahr gefordert.

„Die IG Metall hat sich leider noch nicht in der von uns gewünschten Geschwindigkeit bewegt“, meinte VW-Verhandlungsführer Josef Fidelis-Senn trocken. Volkswagen brauche jetzt einen „großen Schritt zur Kostenentlastung seiner deutschen Standorte“. Der VW-Betriebsrat Bernd Osterloh drohte damit, dass seine Kollegen im Aufsichtsrat am 12. November die Investitionspläne ablehnen würden, falls es keine Einigung gebe. Meine bereitete die VW-Mitarbeiter darauf vor, dass der Abschluss „sicher keine Jubelstürme auslösen“ werde.

Am Montag sollen die Verhandlungen fortgesetzt werden. Gleichzeitig will die IG Metall in den Werken in Braunschweig und Salzgitter warnstreiken. Auch in Wolfsburg, Emden und Kassel sind befristete Arbeitsniederlegungen geplant. Nur im Nutzfahrzeugwerk in Hannover-Stöcken soll weiter gearbeitet werden. KSC

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