Sprunghaftes Wachstum

Die niederländische Internet-Apotheke ‚DocMorris‘ verdoppelt die Zahl ihrer Kunden – seit Anfang des Jahres

Die Firma ist das Feindbild der nordrhein-westfälischen Apotheker: Der niederländische Pillenversender ‚DocMorris‘ gefährde die Versorgungssicherheit der Bevölkerung, Beratung finde kaum statt, wettern Standesvertreter seit Monaten. Die Kunden aber interessiert das wenig: Allein in den ersten neun Monaten hat die Internet-Apotheke die Zahl ihrer Kunden verdoppelt – mehr als 500.000 Menschen bestellten bei dem Versandhändler und ließen den Umsatz sprunghaft von 32 auf 93 Millionen Euro wachsen.

Heftige Unterstützung bekommt ‚DocMorris‘ von den Krankenkassen, die voll auf die günstigeren Einkaufspreise für Medikamente setzen: Mehr als 200 Versicherer rechnen bereits über Rezept mit den Niederländern ab und sorgen so für über 75 Prozent des Gesamtumsatzes. Die Zukunft des Unternehmens dürfte damit gesichert sein: Allein die Kassen sichern ‚DocMorris‘ über 36 Millionen potenzielle Kunden.

Dennoch dürften die Niederländer nur ein Teil der hergebrachten Apotheker bereiten: Von der Bestellung bis zur Lieferung vergehen noch immer ein bis drei Tage – im Notfall schaut der Kranke bei ‚DocMorris‘ in die Röhre. Ein Großteil der Besteller gilt deshalb als chronisch krank: Über 160.000 Kunden haben Bluthochdruck, gefolgt von 151.000 Diabetikern – die Patienten benötigen immer wieder ähnliche Medikamente. In die Karten lässt sich die Internet-Apotheke aber dennoch ungern schauen: Während die 320-Mann-Firma mit Kundenzahl und Umsatz und über 775.000 verschickten Paketen prahlt, werden zum Gewinn keinerlei Angaben gemacht.

Für die nordrhein-westfälischen Apotheker eine Herausforderung, besser zu werden. Anfangen könnten die Ex-Pillendreher bei der Werbung: Die ist zur besten Fernseh-Sendezeit zwar teuer, kommt noch immer betulich mit dem Charme der späten 50er Jahre daher, ältere Herrschaften werben für die „tollen Gesundheitstipps“ der „Apotheken-Umschau“. Wirklich innovativ ist das nicht. WYP