Einbahnstraße NS-Unrecht

Der Senat will einen Beschluss des Schwachhausener Beirats blockieren, nach dem eine von den Nazis umbenannte Straße wieder zurückbenannt werden soll

Bremen taz ■ Der Bremer Senat weigert sich, eine von den Nazis umgetaufte Schwachhausener Straße wieder nach dem jüdischen Bremer Architekten Emmanuel Stern zu benennen. Die Begründung: Die Interessen der Anwohner, die ihre jetzige Anschrift „Eupener Straße“ behalten wollen, wiegen höher als die von Sterns Nachfahren und der Allgemeinheit. Eine Rückbenennung wäre nur „ein politisches Signal“, wie es in der Begründung der Bauverwaltung heißt, die morgen im Senat abgesegnet wird. Stattdessen soll ein Schild an die Geschichte des Straßennamens erinnern.

Damit wischt der Senat einen Beschluss des Beirats Schwachhausen vom Tisch, der seit über einem Jahr gegen den Willen der direkt betroffenen Anwohner mit den Stimmen aller Parteien die Rückbenennung fordert. Das ist sein im neuen Beiräte-Gesetz verbrieftes Recht: Die Benennung von Straßen mit rein örtlicher Bedeutung ist danach Beiratssache. Der Bausenator argumentiert allerdings damit, dass bei einer Rückbenennung auch die Rückbenennung von Straßen in anderen Stadtteilen wieder aktuell würde. Daher seien „Auswirkungen für das gesamte Stadtgebiet“ zu erwarten und der Beiratsbeschluss nichtig.

„Ich kann das nicht nachvollziehen“, sagt der Schwachhausener Ortsamtsleiter Werner Mühl. Bremen nehme „eine unrühmliche Sonderstellung“ ein, „da zumindest in Städten wie München, Frankfurt, Stuttgart, Hamburg und Berlin die alten Namen wiederhergestellt wurden“. Die von den Anwohnern der Eupener Straße vorgeschlagene Erinnerungstafel wäre „nicht angemessen“, denn „erinnern und mahnen müssen wir dort, wo das Unrecht nicht mehr korrigiert werden kann.“ Das Mahnen gewinne an Glaubwürdigkeit, „wenn gleichzeitig eindeutig nationalsozialistisches Unrecht beseitigt wird, wo dies möglich ist“, so Mühl.

Bei einer Befragung waren 13 von 14 Anwohnern, die reagiert hatten, für die Beibehaltung des Namens Eupener Straße gewesen. Die Anwohner hatten auf den bürokratischen Aufwand hingewiesen, wenn Ausweispapiere, Visitenkarten und Briefköpfe geändert werden müssten. Jüngere hatten erklärt, sie seien in der „Eupener Straße“ aufgewachsen und würden die Vorgeschichte damit nicht verbinden.

Bereits 1983 und 1995 hatte es Initiativen zur Umbenennung gegeben – erfolglos. kawe