Voran, ihr Genossen

Die Berliner Sektion der linken Wahlalternative hat nach wochenlangen Querelen einen Vorstand gewählt

Die Berliner Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) hat zwar endlich einen Kopf, aber noch keine Führungsspitze. Nach einer mehr als zweistündigen Vorstellungsrunde aller 31 Kandidaten haben rund 198 wahlberechtigte Mitglieder am Samstag einen neunköpfigen Landesvorstand gewählt. Auf einen Landeschef verzichteten die Mitglieder. „Um eine inhaltliche Einengung schon kurz nach der Gründung zu vermeiden“, hieß es. Damit hat auch die Berliner Sektion des bundesweit tätigen Vereins einen Vorstand, der demokratisch legitimiert ist.

„Die internen Querelen gehören der Vergangenheit an“, sagte Birger Scholz, Gründungsmitglied der WASG. Gegen ihn und andere fünf Mitglieder hatte der provisorisch eingesetzte Landeskoordinator Lothar Nätebusch ein Ausschlussverfahren angestrebt, das er erst kurz vor der Landesmitgliederversammlung wieder zurücknahm.

Zum Landesvorstand gehören unter anderem Attac-Mitglied Klaus-Dieter Heise, Ex-PDS-Landesvorstandsmitglied Renate Herranen, IG-Metall-Sekretär Luis Sergio, Mitinitiator der WASG Helge Mewes und Cordula Vita-Adam vom Haus der Demokratie. „Ein klares Bekenntnis zur Landespolitik“, kommentierte Scholz, der selbst nicht kandidierte. Damit geht auch der Richtungsstreit zwischen einem Großteil der Berliner Mitglieder und dem Bundesvorstand zu Ende, der vom Berliner Verband gefordert hatte, das Volksbegehren zur Abwahl des rot-roten Senats nicht offiziell zu unterstützen.

In großen Schritten will der Berliner Landesverband nun das aufholen, was andere Verbände ihm bereits voraushaben. Noch am selben Tag wurden auch die Delegierten für den ersten bundesweiten Kongress gewählt, der in drei Wochen in Nürnberg beginnt. Dort soll offiziell entschieden werden, ob der Verein zur Partei wird. Die Berliner zumindest sind dafür. FELIX LEE