noch ein tag bis zur wahl bush vs.kerry
: Washingtoner Ruhe vor dem Sturm

Immer kurz vor den Wahlen in den USA ist Halloween, und stets sind Gummimasken der Kandidaten Renner auf dem Markt des wohligen Gruselns. Kurz vor dem Ende des diesjährigen Wahlkampfs gibt es allerdings noch viel mehr, wovor sich US-Amerikaner fürchten können – etwa ob die ganze Wahl am Ende als ein „Trick or Treat“ ausgehen könnte, wenngleich ohne Candys, dafür aber mit umso mehr Spuk.

Niemand wagt vorherzusagen, ob es wirklich noch in der Wahlnacht einen Sieger geben wird – die Wahlpartys in der US-Hauptstadt sind dennoch organisiert. Etwa im „Buffalo Billiards“, einem riesigen Billardsalon und Sportcafé, in dem in der letzten Woche hunderte den Sieg der Red Sox bei der Baseball World Series bejubelten. Morgen Abend sind dort zwei Kerry- und eine Bush-Party gebucht, und es müsste nicht mit rechten Dingen zugehen, wenn sich nicht eine Menge ausländischer Journalisten und Kamerateams einfinden würde, um „Impressionen“ einzufangen aus dieser gespaltenen Nation.

Davon ist im klar demokratisch dominierten Washington sonst nicht viel zu erleben – um auch nur einen einzigen Bush/Cheney-Sticker oder ein entsprechendes Schild im Vorgarten zu sehen, muss man erst die Stadtgrenze passieren und nach Virginia pilgern. Wenn man denn will.

Was für Journalisten ein Nachteil, ist für die Menschen ein Vorteil: Sie werden in Ruhe gelassen. Anders als die Wähler in den Battleground States können die Washingtoner fernsehen, ohne mit einem einzigen Wahlkampfspot behelligt zu werden. Niemand klingelt an der Tür, um einen womöglich ahnungslosen Wähler an den Touch Screen zu zerren. Keine gesperrten Straßen künden von der Ankunft eines der Matadore. Nur die Eichhörnchen springen überall im Stadtgebiet auf den gelbrot verfärbten Bäumen herum und freuen sich ihres ungestörten Lebens. Hach ja.

BERND PICKERT