heute in bremen
: „An Kriege gewöhnt“

Das Bremer Friedensforum lädt zum Ostermarsch

taz: Herr Drewes, der wievielte Ostermarsch ist das jetzt für Sie?

Hartmut Drewes, Bremer Friedensforum: Oh, das kann ich gar nicht so genau sagen, das waren so viele. Ich bin auf Ostermärschen gewesen, seitdem ich in Bremen bin, also seit 1970.

Und in dieser Zeit mussten Sie zusehen, wie immer weniger mit marschieren wollten?

Nein, zunächst gab es ja erst einmal eine Steigerung, in den 80er Jahren. Richtig ist, dass wir in den Jahren nach der Wende so wenige waren, dass wir nur noch eine Kundgebung und keinen Marsch gemacht haben. Aber letztes Jahr waren wir sogar etwas mehr als in den Jahren davor, darunter viele Jüngere.

Was war letztes Jahr anders als in den Vorjahren?

Es wird auch an unserem Hauptredner Eugen Drewermann gelegen haben. Und an der zunehmende Militarisierung, den vielen Toten in Afghanistan.

Wie viele Teilnehmer erwarten Sie dieses Jahr?

Einige hundert.

Warum, glauben Sie, kommen nicht mehr? Kriege gibt es ja nun genug auf der Welt.

Ich glaube, dass viele resigniert haben, nicht nur was die Friedenspolitik betrifft, sondern auch bezogen auf andere Bereiche, etwa die Finanzpolitik. Es liegt bestimmt nicht daran, dass die Leute die Kriege wollen, den Umfragen zufolge lehnt ja eine Mehrheit der Deutschen den Einsatz in Afghanistan ab.

Sind die Konflikte vielleicht zu komplex geworden, um einfach wie Sie einen Truppenabzug zu fordern? Schließlich bleibt ja die Frage, was dann in Afghanistan geschehen soll.

„Was dann?“ kann man sich bei ganz vielen Ländern auf dieser Welt fragen, auch bei Diktaturen, mit denen wir Handel treiben. Gerade bei Afghanistan scheinen sich aber viele daran gewöhnt zu haben, dass die Bundeswehr dort Krieg führt. Und in den Medien wird das Thema dadurch bagatellisiert, dass über einen Truppenbesuch der Bremer Musical Company berichtet wird.

Interview: eib

Ostermarsch: Samstag 11 Uhr ab Ziegenmarkt, Kundgebung auf dem Marktplatz um 12 Uhr