urdrüs wahre kolumne
: Groote Manndranke

Kaum ist der Geruch nach frischer Farbe im Bremerhavener Einkaufszentrum „Mediterraneo“ verflogen, da wird auch schon nach zusätzlicher Öffnung am Sonntag gegiert; der Touristen wegen. Nun wird niemand was dagegen haben, dass der „Zoo am Meer“ auch sonntags Leibchen mit tanzenden Pinguinen darauf anbietet, im Fischereihafen Haifischzähne mit Lederband feilgeboten werden – und warum nicht den Besuch im Ringelnatz-Museum mit dem Erwerb eines Buches von Meister Muschelkalk verbinden? Der Sippeneinkauf bei H&M und C&A indessen bedeutet für Ver- wie Kaufende nichts als Stress, dient nicht der Heiligung des Sonntags und wurde schon zu Zeiten des pfeffersäckischen Vineta von höheren Wesen mit der „grooten Manndranke“ geahndet. Diese Feiertagsschänder sollten niemals vergessen: Nur einen Meter mehr Meer braucht es, ihre mediterran-albernen Kulissen zum Einsturz zu bringen! Ach, wären nicht stets auch Unschuldige betroffen …

Unser Marsch ist eine gute Sache / Weil es um eine gute Sache geht – allen Ostermarschierern dieses Jahres sei gutes Wetter und bestes Schuhwerk beschieden: Wo diese Streiter für bessere Zeiten auftreten, sollte immer ganz vorn sein – trotz nachvollziehbarer Verbitterung, wenn die Massen mal wieder auf sich warten lassen oder einzig auf Sankt Obama vertrauen …

Wenn der hochverdiente Hamburger Ballettintendant John Neumeier am 24. Februar 1942 geboren worden sein will, dann muss ihm die katholische Elisabethgemeinde gefälligst nicht im Gemeindeblatt widersprechen und sein Wiegenfest drei Jahre zurückdatieren. Zum einen ist jedes Gotteskind so alt, wie es sich fühlt. Zum anderen sollte man nicht so leichtfertig mit dem raren Wild namens Kirchensteuerzahler umgehen. Und schließlich gilt IHM ein Tag wie ein Jahr – die Männer und Frauen des alten Testaments zeugten und gebaren Kinder noch mit 160 oder 200 Jahren, was nicht mal von 70- oder 80-jährigen Päpsten bekundet wird!

Als regelmäßiger Kunde des Nahverkehrsunternehmens Metronom ärgere auch ich mich immer wieder über besoffene Fußballfans und ungleich mehr noch über strunzbetrunkene Angehörige des Soldatenstandes, die ich allerdings nüchtern noch unerträglicher finde, weil dann mildernde Umstände für ihre unsäglichen Fickfrosch-Tiraden fehlen. Dennoch kann ich dem geplanten Totalverbot von Alkohol an Bord nichts abgewinnen. Allerschlimmsten Auswüchsen wäre vermutlich schon dadurch beizukommen, dass der Verzehr von Oettinger & Co untersagt und stattdessen großartiges Bier aus dem Metronom-Einzugsgebiet – wie Wittinger, Herrenhäuser oder auch Nörten-Hardenberger – vom Fass serviert wird: Gemäß der durchaus Abstürze dämpfenden Regel, dass ein gut gezapftes Pils schon mal sieben Minuten braucht!

Eine Gipsbüste von Karl Marx wird auf dem Flohmarkt in Hannover für 30 Euro offeriert, während ein Lenin, gleiche Größe, für 15 Euro zu haben ist. Gefragt nach den Gründen dieser Preisgestaltung, meint der Verkäufer nur: „Na ja, der Marx ist wieder stärker im Trend …“ Ein Gedanke, der einen versöhnen könnte mit dem Geist des Marktes – aber nur beinahe, findet ULRICH „Mythos“ REINEKING

ULRICH REINEKING, Journalist und Kabarettist, gilt öffentlich zur Schau gestellte Uniformierung nicht das Geringste.