WERBEPAUSE: LUCKY STRIKE

Alkohol und Zigaretten: die Klassiker in der Krise. Die Zeiten sind wie gemalt für die Produzenten unserer größten Laster. Sind doch etliche von ganz oben in den Londoner Bürotürmen nach ganz unten durchgereicht worden. Und gerade jetzt macht sich Lucky Strike über die gescheiterten Banker lustig. „Für Finanzexperten: Fangen wir noch mal ganz einfach an“ prangt auf den Plakaten. Darunter machen ihre Zigaretten die Kindergartengleichung „1 + 1 = 2“ auf. Eigentlich müsste doch ein schmissiges „Jungs, euch geht’s dreckig – uns auch“ oder ein „Wir sitzen alle in einem Boot“ die ehemaligen und zukünftigen Raucher aus den Finanzhäusern in die Arme der fürsorglichen Rattenfänger treiben. Aber nein, noch nicht einmal Luckies und Konsorten wollen eine Symbiose mit den Gordon Geckos dieser Welt eingehen. Der Bodensatz der kapitalistischen Produktionsweise, die überall bekämpfte Tabakindustrie, prügelt auf die Geldhändler ein – Druck wird nach unten weitergegeben. Sie nutzt dafür sogar das letzte ihr verbliebene Refugium, in dem sie auf sich aufmerksam machen darf, das Plakat. Wie tief können Finanzjongleure noch sinken? Welche Werbung kommt als Nächstes? Der Aufruf, den Ausflüglern auf den Underberg zu folgen, den River-Kwai-Marsch als Lied vom Tod zu pfeifen und runterzuspringen? Luckies’ einfache Schulhof-Rechnung: Auf den Außenseiter einhacken und so Beliebtheit beim Rest der Klasse abstauben. Doch die geht nicht auf. Ich bekomme Mitleid. Wenn mir der nächste Finanzprügelknabe begegnet, biete ich ihm eine von meinen an. Zum Trost. Wird auch keine Lucky sein.

JÜRN KRUSEFOTO: ARCHIV