Gesicht gewahrt

Ohne konkrete Zusagen zur Entsendung japanischer Truppen in den Irak ist Donald Rumsfeld nach seinem ersten Tokio-Besuch als US-Verteidigungsminister nach Seoul weitergereist. Kurz vor seiner Ankunft in Japan hatte die dortige Regierung unter dem Eindruck des Anschlags auf die italienischen Carabinieri in Nassirija die ursprünglich für Dezember geplante Entsendung erster japanischer Truppen auf unbestimmte Zeit verschoben. Rumsfeld vermied, sich die Enttäuschung anmerken zu lassen und Tokio zu kritisieren. Japans Regierung ihrerseits versprach, Truppen zu entsenden, sobald die Situation dies zulasse. Sie nannte aber keinerlei Zeitplan. Zugleich verabschiedete Tokio eine zehnköpfige militärische Erkundungsmission in den Irak, um einen dortigen Einsatz auszuloten. Japanische Medien werteten dies als Beschwichtigungsgeste. Tokio hatte ursprünglich etwa 700 Soldaten für den Wiederaufbau des Irak in Aussicht gestellt, die aber Japans Gesetzen zufolge nicht in Kampfgebieten agieren dürfen. Fraglich ist, ob Rumsfeld in Seoul mehr erreicht. Von Südkorea fordert Wahington 5.000 Soldaten einschließlich Kampftruppen für den Irak. Präsident Roh Moo-hyun hatte zuletzt 3.000 in Aussicht gestellt. Washington möchte sie ab Februar einsetzen, Seoul erst ab April. In Südkorea und Japan ist eine Mehrheit der Bevölkerung gegen eine Truppenentsendung. HAN