Post-Punk-Legende

60 Jahre und kein bisschen leise: Ted Milton spielt heute mit seiner Band Blurt live in der Tower Bar

Bremen taz ■ Geschichte wiederholt sich, Marx-sei-dank, nicht immer als Farce. Im Gegensatz zu den unseligen Reunions der Punk-Bands der ersten Stunde fallen die Comeback-Versuche der Post-Punk-Generation, um ein vielfaches lebendiger aus. Verständlich: Diese Generation war einfach reflektierter, während Sex Pistols oder Buzzcocks von adoleszenten Energien getrieben waren.

Der Beweis: Blurt, die heute in der Tower Bar spielen, gab es in den letzten zehn Jahren ohnehin immer mal wieder. Ihr Zentrum ist noch immer Ted Milton; der ging bereits 1979, als die erste Single der Band erschien, auf sein 40. Lebensjahr zu. Die Kombination aus Schlagzeug, Gitarre und Saxophon klang gleichzeitig so frisch wie ein Neugeborenes und so archaisch wie Country-Blues. Über einem stoisch geklopftem Drumrhythmus toben sich die zwischen Funk und Punk taumelnde Gitarre und das quengelnde Saxophon aus. Unvergessen auch Miltons beseeltes Deklamieren absurder Textbrocken und seine Brüllattacken.

Dieses Jahr ist Ted Milton 60 geworden. Von seiner manischen Präsenz hat er nichts verloren: „Teils ausgelassener Verrückter, teils Diktator verfolgt er jeden Zu-Spät-Kommer mit Blicken“, beschreibt der Kritiker Ben Watson einen seiner jüngsten Auftritte. Seine neuen Begleiter sind Steve Eagles an der Gitarre und Paul Wigens an den Drums. Am typischen Blurt-Sound hat das nichts geändert. Sie stehen ganz im Dienste der Post-Punk-Legende Milton.

DIETER WIENE

Blurt, heute, Tower, 21 Uhr