Männerwahn und Männermacht

betr.: „Havva Engin hofft auf einen intensiven Lernprozess“, taz vom 28. 10. 03

Ich wünschte mir sehr, dass es aufhört, dass nackt duschende Frauen nach dem Bad in der Halle von Unterwäsche tragenden Kopftuchträgerinnen hinterhältig geschubst oder als Nutte betitelt werden. Dass es aufhört, dass kleine Jungen und Jugendliche in Horden auf U-Bahnhöfen nicht kopftuchtragenden älteren Frauen hinterhergrölen: „Deutsche Nazinutte“ oder einfach nur „Nazitante“. Frau Engin scheint nicht sehr oft mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein, sonst hätte sie bemerkt, dass 1. nach dem 11. September sehr viel mehr junge Mädchen mit Kopftüchern auftauchten, 2. seit Jahren mit steigender Tendenz männliche Kinder unflätig pöbeln. Die Mütter ungerührt daneben stehen.

Solange sich Menschen anderer Nationalitäten eher in Ghettos vereinen als in die Gesamtgesellschaft zu integrieren, werden sie sich gegenseitig in ihrem konservativen Verhalten stärken und kontrollieren. Das Kopftuch ständig nur als ein Stück Stoff zu sehen, verkennt, dass es als sexualisiertes Unterdrückungsmittel von Männern gegen Frauen eingesetzt wird. In keinem Koran und in keiner Sure taucht dieses Stück Stoff als religiöses Symbol auf. Es ist ein Stück Männerwahn und Männermacht, dem Frauen sich heute noch immer „freiwillig“ unterwerfen, mit welchen Begründungen auch immer. […] ILSE SCHWIPPER