Wilder Westen unwichtig

NRW ist Heimat für mehr als 600 amerikanische Unternehmen, doch politisch spielt es keine Rolle

Wenn heute in den USA gewählt wird, werden auch die rund 40.000 in Nordrhein-Westfalen lebenden Amerikaner ihre Stimme abgegeben haben – wenn sie denn rechtzeitig ihre Wahlunterlagen zugesandt bekommen haben. Doch anders als in Berlin, wo sich die Botschaft, deutsche und amerikanische Firmen und transatlantische Vereine mit Wahlparties gegenseitig die Gäste streitig machen, müssen die US-Bürger in NRW die Wahl überwiegend zu Hause am eigenen Fernseher verfolgen. Außer einer Wahlveranstaltung des Düsseldorfer Generalkonsulats zusammen mit der Adenauer-Stiftung bleibt es eher ruhig im Land.

Diese Passivität spiegelt auch das geringe politische Interesse Amerikas an Nordrhein-Westfalen wieder. Das war jedoch nicht immer so. 1952 entschied die amerikanische Regierung, in Düsseldorf ein eigenständiges Generalkonsulat für NRW einzurichten. Für mehr als drei Jahrzehnte konnten US-Bürger und Deutsche dort alle konsularischen Dienste in Anspruch nehmen. Doch schon 1987, vor dem Ende des kalten Krieges, entschloss sich das US-Außenministerium aus Rationalisierungsgründen, das Konsulat in Düsseldorf zu schließen und das preisgekrönte Gebäude an private Investoren zu verkaufen. Zwar machte der amerikanische Botschafter Richard Holbrooke die Schließung 1994 wieder rückgängig, doch wurden die Aufgaben der Vertretung stark beschnitten. Heute dient das Düsseldorfer Konsulat fast ausschließlich als Anlaufstelle für deutsche und amerikanische Unternehmen und vermittelt den Deutschen nebenbei ein strahlendes Amerikabild.

Amerikas Wirtschaft hingegen scheint für NRW mehr übrig zu haben. Mehr als 600 Firmen haben hier ihre Deutschland- oder Europazentrale, darunter Coca-Cola, Ford und Johnson&Johnson. Da passt es ins Bild, dass NRW in den USA offiziell vom dortigen Büro der WestLB vertreten wird. JAS