Lernen für alle

Mindestens sieben Jahre gemeinsame Schule: Gutachten schlägt Gemeinschaftsschulen für Schleswig-Holstein vor

kiel lno ■ Mit der Schaffung von Gemeinschaftsschulen und einem schrittweisen Umbau des Schulsystems könnte Schleswig-Holstein auf die stetig zurückgehenden Schülerzahlen in den kommenden Jahren reagieren. Das ist das Ergebnis eines Gutachtens, das Bildungsstaatssekretär Wolfgang Meyer-Hesemann gestern in Kiel vorgelegt hat. Nach der Studie sollen in einem zehnjährigen Prozess die getrennten Schulformen des gegliederten Systems der Sekundarstufe I nach der Grundschule zusammengeführt werden.

„Wir können nicht warten, bis die Schülerzahlen so weit zurückgegangen sind, dass ein ausreichendes Schulangebot vor Ort nicht mehr aufrechtzuerhalten ist“, erklärte Meyer-Hesemann. Ausgangspunkt für das Gutachten sei die Frage gewesen, wie in allen Regionen des Landes angesichts zurückgehender Schülerzahlen ein qualitativ hochwertiges Schulangebot gewährleistet werden könne.

Ziel müsse es dabei sein, ein „Maximum an Bildungschancen“ bei hoher Bildungsbeteiligung und gutem Bildungserfolg zu ermöglichen, das auch für Schulträger und das Land finanziell tragfähig sei. Die künftigen Gemeinschaftsschulen sollten „Lernstätte“ für alle Kinder sein, die die Grundschule verlassen. In dieser allgemein bildenden Schule der Sekundarstufe I soll der Untersuchung zufolge dann frühestens ab Klasse 7 eine Differenzierung nach Bildungsgängen erfolgen.

„Die Jahrgangsstufen 5 und 6 sind Orientierungsstufen und somit schulformübergreifend“, erläuterte Ernst Rösner vom Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) der Universität Dortmund, der die Studie erstellt hat. Wann sich die Bildungsgänge Hauptschule, Realschule und Gymnasium am Ende konstituierten, solle variabel und allein Sache der Schulen sein.

Nach seinen Worten bedingt die neue Schulstruktur entsprechende Gesetzesnovellen und damit auch die Neuregelung der Lehrerausbildung in Schleswig-Holstein. Die bestehende Organisationsstruktur passe nicht mehr in diese Zeit und nicht mehr in das neue Modell, erklärte auch Meyer-Hesemann. Er kündigte in Zusammenhang mit der Studie einen „breiten, gesellschaftlichen Dialog“ mit allen Beteiligten an: „Das wird“, fürchtet er, „ nicht ohne Kontroversen abgehen.“