WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

„The Show must go on“ HAU 2, 4.–7.11.

„Die Beleidigten“, Theater Zerbrochene Fenster, Premiere Fr.

Eigentlich ist es nicht das schlechteste Zeichen, wenn in Zeiten wie diesen ein Autor wie Friedrich Schiller wieder ins Rampenlicht rückt. Biografien, Leitartikel und Neuinszenierungen widmen sich landauf, landab dem idealistischsten aller deutschen Dichter, dessen Todestag sich im kommenden Mai zum 200. Mal jährt. Das Berliner Ensemble hat ab Freitag eine Neuinszenierung seines Revoluzzer-Dramas „Die Räuber“ im Spielplan. Es geht um ein ungleiches adeliges Brüderpaar, das nicht nur um die Liebe des Vaters und der schönen Amalia, sondern auch um gesellschaftliche Werte kämpft. Außerdem stellt das Stück die Frage, wann der Kampf um gesellschaftliche Veränderung auf Grund seiner Mittel fragwürdig wird. Um die Werte des Buchs der Bücher dreht sich das Bibel-Projekt, an dem sich Bruno Cathomas derzeit im Gorki-Studio versucht. Im dritten Teil seiner Sinnsuche in fünf Teilen geht es jetzt um biblische Helden wie die altisraelitische Königsdynastie Saul, David und Salomo. Theatralische Sinnsuche betreibt in gewisser Weise auch der Choreograf Jérome Bel, der zu den radikalsten Vertretern seiner Zunft gehört und in seinen Arbeiten die Grenzen von Musik, Tanz und Performance neu auszuloten versucht. In „The Show must go on“ konfrontiert er Musik von Queen, Edith Piaf oder The Police mit achtzehn nicht immer vollständig bekleideten Tänzern und erreicht einen radikalen Clash von Hochkultur und Entertainment, in dem aus der Unwirklichkeit der Scheinwelten, die Popmusik heute produziert, plötzlich fast triumphierend eine Art Restindividuum ragt. Bels Tanzabend ist in dieser Woche im HAU 2 zu sehen. Das Theater Zerbrochene Fenster widmet sich in seiner neuen Produktion all jenen Erniedrigten und beleidigten Leberwürsten, die nicht in der Lage sind, ihr Liebesleben auf die Reihe zu bringen: „Die Beleidigten“.

„Die Bibel III“ Gorki Studio, Premiere Do.

„Die Räuber“ Berliner Ensemble, Premiere Fr.