britische botschaft
: Sag zum Abschied leise Sorry!

Heute kommt die Queen mal wieder nach Berlin – und der Gedanke gefällt, sie sollte sich, wenn schon nicht für Dresden, doch wenigstens für die Dauerverriegelung der Wilhelmstraße entschuldigen. Entschuldigen ist immer gut, das frischt alte Beziehungen auf und reißt Schranken nieder. Denn dass mit der durch Terrorangst begründeten Absperrung eine der wichtigsten Nord-Süd-Arterien kurzerhand lahm gelegt wurde, treibt manchem schon das Blut in den Kopf – nicht nur Autofahrenden.

Kommentar von ADRIENNE WOLTERSDORF

Nicht lange, nachdem Sir Peter Torry, der neue britische Botschafter, im Mai 2003 seinen Job aufgenommen hatte, deklarierte die Botschaft die Straße vor ihrem Haus zum No-go-Area der Sonderklasse. Selbst Radfahrer sollten gefälligst absteigen. Das alles, so Sir Torry, weil in Istanbul vor der britischen Repräsentanz eine Bombe hochgegangen war.

Im Verhältnis dazu nehmen sich die Sicherheitsansprüche der jüdischen Einrichtungen in der Stadt bescheiden aus: Die Synagoge in der Oranienburger Straße etwa kommt mit einigen Polizisten und Pollern aus, ohne den gesamten öffentlichen Raum zu versiegeln. Und dass, obwohl in Deutschland jährlich bis zu 1.515 Straftaten mit antisemitischem Hintergrund verübt werden. Gezielte Angriffe gegen Briten gibt es hingegen, außer bei Fußballspielen, kaum.

Bedenklich ist das Beharren auf großzügigen Sicherheitsabstand vor allem deshalb, weil sich demnächst, in direkter Nachbarschaft zu den Briten, auch die US-Botschaft und das Holocaust-Denkmal absichern wollen. Wird das Gebiet ums Brandenburger Tor also zum Naturschutzgebiet? Die Welt des 21. Jahrhunderts muss lernen, mit dem Terror und der Angst vor ihm zu leben. Berlin hat zum Glück noch keine Anschläge gesehen, aber die Absperrung ganzer Straßen ist keine Antwort auf die neuen Bedrohungen – eher deren Triumph.