Ein Engel und zwei Teufel

In der 2. Fußball-Bundesliga verliert Osnabrück mit 0 : 2 gegen Kaiserslautern und steht knapp vor der Abstiegszone. Trotzdem wird über die Entscheidungen von Osnabrücks Trainer Claus-Dieter Wollitz nicht diskutiert. Seltsam eigentlich

Spieler beim Fußballzweitligisten VFL Osnabrück zu sein, ist derzeit für die einen der Himmel und für die anderen die Hölle. Zu den ersteren gehört das talentierte Eigengewächs Konstantin Engel, der zunächst vergeblich seine Rolle im rechten Mittelfeld suchte. Durch die zeitweise großen Verletzungssorgen beim VFL rutschte der Zwanzigjährige in die Innenverteidigung und hat dort seinen Platz gefunden. Souveränes Zweikampfverhalten und perfektes Stellungsspiel zeichnen den Jungspund aus, der bei der 0 : 2-Niederlage am Ostersonntag gegen Kaiserslautern der einzige Osnabrücker Spieler mit konstant guter Leistung war.

„Ich übernehme die Aufgabe, die mir zugeteilt wird“, erklärte Engel schlicht auf die Frage nach seiner neuen, für ihn eigentlich ungewohnten Position. Gerade im Abstiegskampf braucht der Verein solche Spieler. Doch an den beiden Gegentoren konnte auch Engel nichts ändern – die Fehler machten andere. In der defensiven Mitte stellte Trainer Claus-Dieter „Pele“ Wollitz wieder Dominic Peitz auf, der zwar kopfballstark ist, aber auch gerne Fehlpässe schlägt. Er war es schließlich, der mit einem Ballverlust im Mittelfeld den Konter zum 0 : 2 durch Kaiserslauterns Florian Dick einleitete.

Die Osnabrücker Fans meckerten lauthals über die Mannschaft. Doch über den Trainer und seine oft seltsamen Taktiken wurde trotz drohenden Abstiegs kein negatives Wort geäußert. Die kamen an diesem Tag nur aus dem Gästeblock: „Wollitz, du Arschloch“, erklang es minutenlang. Wollitz spielte während seiner aktiven Zeit in den Jahren 1995 und 1996 bei Kaiserslautern.

Dass mit Wollitz nicht gut Kirschenessen ist, musste im März zunächst Torwart Stefan Wessels erfahren, der beim Trainer in Ungnade gefallen war. Der ehemalige Bayern-Keeper wurde auf die Ersatzbank versetzt und anschließend nach öffentlichem Frustabbau über die Degradierung auf die Tribüne verbannt.

Nun hat es auch den im Winter aus Rostock gekommenen Djordjije Cetkovic erwischt. In den Osnabrücker Nachrichten sprach er über die Probleme mit seinem neuen Coach: „Der Trainer redet seit zwei Monaten nicht mehr mit mir. Es ist schade, dass ich nicht weiß, was ich besser machen muss“. Deutliche Worte, die Wollitz in seiner üblich rigiden Art würdigte. „Cetkovic wird in Osnabrück keine Rolle mehr spielen, der wird keine Trainingseinheit mehr mitmachen. Solche Spieler brauchen wir hier nicht mehr und die sind auch nicht willkommen. Auf Wiedersehen“, wütete Wollitz nach dem Spiel.

Dabei könnte der Verein gerade jetzt die Torgefährlichkeit des Neuzugangs gebrauchen. Zwar steht der VFL auf dem 15. Platz und damit einen Platz vor der Abstiegszone. Doch mit jeweils nur einem Pünktchen Rückstand lauern Rostock und Ingolstadt im Nacken.

Nach vorne scheint der Zug abgefahren. Koblenz ist bereits drei Punkte voraus. Dass Wollitz in dieser Situation statt die Aussprache zu suchen lieber auf eine etablierte Offensivkraft verzichtet, scheint töricht. Zumindest ist die Entscheidung gewagt. Aber der Trainer steht in Osnabrück ja nicht zur Debatte.

Heiko Ostendorf