WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Mit Ostern wuchs auch die Sehnsucht nach Erlösung. Weil aber halt nicht jeder schon beim Finden bunter Eier im frühlingsgrünen Gras seinen Frieden fand, ist nach Ostern und den Eiern auch wieder das Theater gefragt, dessen Stoffe ewig dieselben Fragen stellen: Warum zum Beispiel dürfen zwei sich nicht lieben, wenn ihre Eltern verfeindet sind? Die Frage beschäftigt, seit vor fast 500 Jahren Shakespeare „Romeo und Julia“ schrieb. Als dann die ethnischen Konflikte in den Städten des Westens ausbrachen, gaben sie dem Stück ein neues Gesicht, zum ersten Mal in Leonard Bernsteins Musical „West Side Story“, das aus den Montagues und Capulets die puerto-ricanischen Sharks und die US-amerikanischen Jets machte. Am Maxim-Gorki-Theater hat nun Nuran David Calis den Stoff mit den zwei rivalisierenden Gangs in die Jetztzeit verlegt. Für Street-Credibility sorgen dabei nicht nur Special Acts der Rapper Joe Rilla oder Prinz Pi, sondern auch Schüler der Neuköllner Rütli-Schule. Premiere Samstag. Auch als sie noch nicht so hießen, gab es sie schon, die ethnischen Konflikte: zum Beispiel während der Kreuzzüge im Mittelalter in Jerusalem. In dieser Zeit hat einst Lessing seinen Toleranztraum „Nathan der Weise“ angesiedelt, der leider nicht in Erfüllung ging. Jetzt träumen ihn Feridun Zaimoglu und Günter Senkel unter dem Titel „Nathan Messias“ weiter, dessen Uraufführung Neko Çelik inszeniert. Ab Freitag im Ballhaus Naunynstraße. Auch der Tanz macht immer wieder Erlösungsangebote, und das Angenehme daran ist, dass sie meist zutiefst unideologisch sind. Am Donnerstag wird im HAU 1 das bis zum 26. April dauernde vierte Festival des zeitgenössischen brasilianischen Tanzes „move berlim“ eröffnet – mit „Bull Dancing“, einem Stück über ein brasilianisches Ritual, das sich mit dem österlichsten aller Themen, mit Tod und Auferstehung nämlich, befasst.

„Romeo und Julia“: Maxim-Gorki-Theater, ab Samstag

„Nathan Messias“: Ballhaus Naunynstraße, ab Freitag

Move Berlim: HAU, 16. bis 26. April