Striptease bei der Commerzbank

Druck der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat sorgt für Bewegung: Das Institut will die Gehälter seiner Vorstände einzeln und detailliert veröffentlichen. Bisher verweigerte man sich der Forderung nach Transparenz. Mehrheit der Firmen mauert

VON HANNES KOCH

Die Commerzbank wird demnächst die Heimlichtuerei bei den Vorstandsgehältern aufgeben. Dann sollen die Bezüge der einzelnen Vorstandsmitglieder detailliert veröffentlicht werden. Das erfuhr die taz aus dem Unternehmen. Obwohl die Commerzbank den deutschen Corporate Government Codex unterschrieben hat, der die Veröffentlichung empfiehlt, verstößt sie bislang gegen ihn.

Ein Sprecher der Bank wollte die bevorstehende Veröffentlichung nicht bestätigen, sagte aber, er könne eine Erklärung dazu „nicht ganz ausschließen“. Wie es in der Bank heißt, will der Vorstand bei der Aufsichtsratssitzung am 9. November eine entsprechende Absichtserklärung abgeben. Veröffentlicht werden die Zahlen erstmals im Geschäftsbericht 2004.

Bislang weist die Commerzbank im Geschäftsbericht nur eine Pauschalsumme für die Vorstandsbezüge aus. Einzig das Gehalt des Vorstandsvorsitzenden Klaus-Peter Müller ist genau nachzulesen. 2003 verdiente er nach Angaben der Bank 1,42 Millionen Euro. Mit der Veröffentlichung reagiert die Commerzbank auf den Druck der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat und der Gewerkschaft Ver.di. Er erwarte, dass die Bank die Vorstandsgehälter im Geschäftsbericht 2004 detailliert benenne, sagte Uwe Foullong, der für Ver.di im Aufsichtsrat der Commerzbank sitzt. Falls der Vorstand sich nicht bewege, hatten die Arbeitnehmer gedroht, eine Beschlussvorlage in den Aufsichtsrat einzubringen.

Ausgelöst wurde die Diskussion über zu hohe und verheimlichte Vorstandsgehälter durch den Mannesmann-Prozess. Ex-Vorstände und Aufsichtsräte hatten sich vor Gericht für exorbitante Abfindungen rechtfertigen müssen. Mit im Schussfeld standen dabei auch Gewerkschaftsvertreter, die gegen die Selbstbedienung der Manager nicht eingeschritten waren. Innerhalb des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) wird der Transparenz nun eine größere Bedeutung beigemessen.

Einer Studie der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik zufolge liefern drei Viertel der in den deutschen Aktienindizes DAX, TecDAX und MDAX vertretenen Firmen keine ausreichenden Informationen zu den Vorstandsgehältern. Doch diese Mauer bröckelt: Die Allianz AG hat unlängst die Veröffentlichung zugesagt, auch bei Eon und der HypoVereinsbank sind die Dinge im Fluss.