SPD: Übernimmt die nächste Generation die Führung?

Im Frühjahr werden die Posten neu verteilt. Bleiben Albers und Grotheer? So langsam fängt die Gerüchteküche an zu kochen. Die taz rührt mit

Bremen taz ■ „Mitten in einer Grundsatzdebatte“ sei er gerade, erklärte Detlev Albers, SPD-Landesvorsitzender, vom Bochumer Parteitag aus – und deshalb werde er sich jetzt nicht dazu äußern, ob er nach seiner gestrigen Wiederwahl in den SPD-Bundesvorstand im Frühjahr auch erneut für den Landesvorsitz kandidieren werde. Das werde er abwägen und – wie angekündigt – in den ersten Dezembertagen erklären.

Von Albers‘ Entscheidung hängt einiges ab. Nämlich die Antwort auf die Frage, ob ein Generationswechsel in der Führungsriege der Bremer SPD klappt. Ein Wechsel, so finden viele, ist mehr als überfällig. Vier Namen sind im Gespräch: Carsten Sieling, baupolitischer Sprecher der Fraktion, Carmen Emigholz, kulturpolitische Sprecherin, Joachim Schuster, innenpolitischer Sprecher und 2001 gegen Albers gescheitert, sowie der sozialpolitische Sprecher Frank Pietrzok. Ein Name, der ebenfalls im Gespräch ist: Christine Wischer. Dass die Scherf-Vertraute, ehemalige Bausenatorin und einstige Landesvorsitzende aber tatsächlich antritt, glaubt in der Partei niemand so richtig.

Bleibt also das Quartett Sieling, Emigholz, Pietrzok, Schuster. Ihnen, so heißt es, geht es nicht nur um die Albers-Nachfolge. Auch Wolfgang Grotheer, als Vorsitzender des großen und wichtigen Unterbezirks Bremen-Stadt Nummer Zwei in der Hierarchie der Parteiorganisation, ist in der Kritik. Vielen Parteimitgliedern hat nicht gefallen, wie Grotheer sich nach Abschluss der für die CDU so gut ausgefallenen Koalitionsverhandlungen hinter Henning Scherf versteckt hat, obwohl er doch mit am Tisch der Verhandler saß.

Während Detlev Albers noch über eine erneute Kandidatur nachdenkt, ist das bei Grotheer nicht der Fall. Er wird wieder antreten. Er fühlt sich sicher. Kritik an seiner Person, so heißt es aus seinem Umfeld, gebe es vor allem aus der Fraktion. Will heißen: nicht so sehr aus der Basis. Und die stimmt schließlich ab.

Seine Kritiker sehen das anders, sind aber sicher, dass es im Unterbezirk auf eine Kampfkandidatur hinauslaufen wird. Ein Kampf, in dessen Ring auch Grotheers bisheriger Vize und bekennender Kritiker Frank Schmitz seinen Hut werfen würde, heißt es aus der Basis.

Bei Detlev Albers liegt die Sache anders. Der Name, der bei Nachfolge-Nachfragen oft als erster fällt, ist der von Carsten Sieling. Der aber, auch das wird erzählt, täte sich schwer damit, gegen Albers anzutreten – ein Risiko, das gestern kleiner geworden sein könnte, wenn Albers‘ Wiedereinzug in den Bundesvorstand ihm den Verzicht auf die Bremer Kandidatur leichter machen könnte.

Wie so vieles ist auch völlig offen, wie sich Henning Scherf verhalten wird. Im derzeit allgemeinen Abwärtstrend der SPD steht er für Erfolg. Ein „antizyklischer Garant für Sieg“ sei der Bürgermeister für seine Partei, sagt ein Beobachter. Scherfs Empfehlung zählt viel. Wenn Scherf den Generationswechsel nicht wolle, erklärt ein Genosse, „dann wird‘s verdammt schwer.“

Verdammt schwer wird es ohnehin. Denn Albers und Grotheer haben noch ein As im Ärmel: Willi Lemke, Schulsenator, Ex-Werder-Manager. Die drei heißen in der Partei die „Plan-B-Gruppe“, waren sie doch mitten im Bürgerschafts-Wahlkampf zusammengekommen, um für den Fall, dass die SPD mit Henning Scherf die Wahl verliert, schon mal die Posten zu verteilen. Wer immer sich mit Albers und Grotheer anlegt, der hat auch Willi Lemke gegen sich.

„Ein Generationswechsel steht an“, sagt ein Kenner der Partei, „nur: Wofür stehen die Jungen politisch?“ Scherf und Albers, findet der Mann, sollten doch 2005 gemeinsam abtreten. Denn, und das klingt fast zynisch: „Wir haben uns doch so an sie gewöhnt.“ Susanne Gieffers