Einblick (25)

Juliane DudaKünstlerin

taz: Seit wann und warum leben Sie in Berlin?

Juliane Duda: Ich bin hier geboren und daher ist Berlin nicht der Ort meiner Wahl, aber ich empfinde es als Glücksfall, hier aufgewachsen und geblieben zu sein. Die geordnete Übersichtlichkeit habe ich in relativ kurzen Phasen meines Woandersseins kennen und nicht schätzen gelernt. Hier aber sind die Orte meiner Erinnerung und erzeugen zusammen mit den ständig in die Stadt einströmenden Innovationen bei mir das Gefühl des Zuhauseseins.

Wie wichtig ist der Standort Berlin für Ihre Arbeit?

Dass es hier durch Mangel und Unsicherheit ein beschwingtes Auf und Ab gibt, ringsum Bedeutungen entstehen und der Untergang des Empire dabei Pate steht, motiviert mich. Berlin wurde in die Pflicht genommen, sich als repräsentative Hauptstadt und Metropole zu gebärden. Dieses finanziell wohl hoffnungslose Unterfangen erzeugt auch einen Sog, einen Freiraum und Bewegungsraum, der sich mit viel Energie und Kreativität füllt.

Woran arbeiten Sie gerade?

Am „Fenster zur Welt“ (Außenansicht). Dieses Werk gehört in meine Reihe urbaner Landschaftsbilder, die computergeneriert worden sind und deren analoger Ursprung mein Videofundus ist.

Was wundert Sie in der Berliner Kunstlandschaft am meisten?

Dass dort kaum BerlinerInnen zu erblicken sind, wundert mich weniger als der Ehrgeiz Umherstreifender, hier mehr als einen Durchgangsraum erleben und sich dauerhaft etablieren zu wollen. Nach meinem Empfinden passt das weder zu ihnen noch zur hiesigen Kunst-Atmosphäre, die nichtsdestotrotz immer wieder von den Neuankömmlingen bereichert wird.