Museen bleiben gut besucht

Interesse an den Museen trotz Rückgangs der Touristenzahlen weiterhin hoch. Neue Nationalgalerie verzeichnet sinkende Zahlen. Grüne sprechen von Vernachlässigung

Das Interesse an den Berliner Museen ist nach wie vor hoch. Allerdings verzeichnen einzelne Häuser einen zum Teil erheblichen Besucherrückgang. Das geht aus einer Umfrage des Instituts für Museumskunde hervor, die die Senatskulturverwaltung jetzt bekanntgab. Demnach stabilisierte sich die Zahl der Museumbesucher im Jahr 2002 mit rund 8,80 Millionen auf hohem Niveau – obwohl weniger Touristen in die Stadt kamen. Ein Jahr zuvor kamen rund 8,74 Millionen Besucher.

Allerdings musste die Neue Nationalgalerie, Teil des Kulturforums am Potsdamer Platz, einen erheblichen Besucherrückgang hinnehmen: Statt 350.000 kamen im vergangenen Jahr nur noch rund 150.000 Besucher. Und die Gemäldegalerie im Kulturforum verzeichnete 10 Prozent weniger Besucher.

Für Rainer Klemke, Museumsreferent in der Kulturverwaltung, ist der Besucherrückgang nichts Außergewöhnliches. „Die Zahlen für die Neue Nationalgalerie liegen im langjährigen Mittel.“ Dass 2001 besonders viele Besucher gekommen seien, habe an attraktiven Sonderausstellungen gelegen. Zudem verlagere sich das Besucherinteresse auf die Museumsinsel oder die Alte Nationalgalerie. Museums-Highlight war auch das neu eröffnete Jüdische Museum in Kreuzberg, das im Jahr 2002 fast 650.000 Menschen besuchten. Deutliche Zuwächse verzeichneten auch das Haus am Checkpoint Charlie, die Topographie des Terrors sowie das Alte Museum.

Berlin ist ohnehin die Stadt des Museumsganges – und zwar sowohl bei den Touristen als auch bei den Berlinern. Jeder Hauptstädter geht im Jahr durchschnittlich dreimal ins Museum, in Hamburg ist dies nur 1,7 Mal der Fall. Auch bei den Touristen ist das Interesse an den Museen der Stadt enorm: Jeder zehnte ausländische Besucher der Stadt besucht das Jüdische Museum, und fast jeder dritte Besucher des Pergamon-Museums ist Ausländer.

Das Besucherpotenzial sei aber noch nicht ausgeschöpft, so die Senatskulturverwaltung. Erst in diesem Jahr eröffnete der neue Pei-Bau des Deutschen Historischen Museums (DHM), 2004 kommen das rekonstruierte Zeughaus des DHM, die neue Berlinische Galerie, die Sammlung Newton in der Jebensstraße und die Sammlung Flick in der Erweiterung des Hamburger Bahnhofes hinzu.

Die Grünen-Kulturexpertin Alice Ströver verweist dennoch auf ein „strukturelles Problem“. Die Häuser im Kulturforum oder in Dahlem würden vernachlässigt, alles konzentriere sich auf die Museumsinsel. Nötig sei ein schlüssiges Gesamtkonzept und ein besseres Marketing für das Kulturforum. Ströver: „Wir müssen die Besucher vom Potsdamer Platz da herüberlocken.“

In diesem Jahr scheint dies zumindest gelungen zu sein: Die Ausstellung zur Kunst in der DDR in der Neuen Nationalgalerie war unbestritten ein Publikumsmagnet. ROT