Radio Bremen oder Bavaria?

Die technischen Radio-Bremen-MitarbeiterInnen sind vom Sinn einer ausgegliederten „Produktionsfirma“ nicht überzeugt. Jeder vierte Beschäftigte soll in zwei Jahren nicht mehr zur Kernbelegschaft gehören, sondern zur Bavaria-Gruppe

Bremen taz ■ Volles Haus meldete der Personalrat von Radio Bremen gestern, Vorsitzender Bernd Graul war zufrieden: Ca. 170 der 460 MitarbeiterInnen waren gekommen. Und vor allem die, um deren Existenz es ging: Die technischen und die Produktionsabteilungen von Hörfunk und Fernsehen sollen ausgelagert werden. Die Mitarbeiter fürchten um ihre tarifvertraglichen Rechte und um ihre Einbindung in den Betrieb. Die Ausgliederung mache keinen Sinn und zerstöre bewährte Arbeitsbeziehungen und die Motivation der Mitarbeiter, berichtete Graul von der Versammlung.

Der Belegschaft sei der betriebswirtschaftliche Sinn nicht überzeugend dargestellt worden, meinte Monika Grüning vom Personalrat. Kostentransparenz ließe sich auch durch interne Verrechnungseinheiten herstellen. Dass die ausgelagerte Firma in wesentlichem Umfang Aufträge von außen akquirieren könnte, sei „äußerst unwahrscheinlich“. Und schließlich: Wer sollte die zusätzliche Arbeit machen? „Unsere Belegschaft ist zu 100 Prozent ausgelastet“, meinte Grüning. Das sieht die Leitung des Hauses natürlich anders.

Zur Unterstützung seiner Argumente hatte der Personalrat Adelheid Scholz vom Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) eingeladen. Der MDR hatte im Jahre 1999 insgesamt 320 Mitarbeiter per Arbeitnehmerüberlassung ausgegliedert. 33 Personen wurden später wieder zurückgenommen. 39 Stellen sind inzwischen in der Produktionsfirma abgebaut worden. Die Zusammenarbeit funktioniere inzwischen aber „reibungslos“, meinte sie. Die Einsparungen seien allerdings minimal.

Der Sender sieht zu der Ausgliederung keine Alternative. Weil die geplante Gebührenerhöhung nach der Übereinkunft der Ministerpräsidenten niedriger ausfällt als von der ARD gefordert, müssen pro Jahr weitere fünf Millionen Euro in dem 80 Millionen-Etat gespart werden. Radio-Bremen-Intendant Heinz Glässgen: „Der Personalrat hat sich in den letzten Monaten gegen alle wesentlichen Veränderungen gestellt, die zur Zukunftssicherung unseres Senders notwendig sind.“ Wer sich den Reformen widersetze, riskiere die Zerschlagung des Senders.

Wie viele Mitarbeiter am Ende in einer neuen Firma arbeiten sollen, das weiß der Personalrat noch nicht. 1999 waren einmal 630 bei Radio Bremen beschäftigt, heute sind es noch 460, und bis 2007 soll der Sender auf 412 Stellen schrumpfen. Davon werden etwa 140 in einer Produktionsfirma angestellt sein. Die soll nur zur Hälfte Radio Bremen gehören, wegen der anderen Hälfte der Gesellschafteranteile verhandelt Radio Bremen mit der Bavaria Gruppe. Gesellschafter der Bavaria sind der WDR (33 Prozent), der Bayerische Rundfunk, Südwestfunk und MDR mit jeweils 16 Prozent. Die Bavaria ist mit 750 Mitarbeitern eine der „Großen“ der Branche, und Radio Bremen erhofft sich Aufträge durch diese Partnerschaft.

Bei einer Auslagerung hat der Personalrat kein Mitspracherecht. Er will aber auf den vollen Besitzständen der Betroffenen bestehen, kündigte Graul an: „Wir appellieren an den Konsenswillen des Intendanten und fordern ihn auf, auf die Kollegen zuzugehen und eine Form zu finden, die die Kollegen akzeptieren können.“ kawe